Mit der Karre auf den Salzberg

BEWEGUNG II Hunderte Menschen protestieren am Samstag in Gorleben gegen das Endlager für Atommüll. Als Aktivisten auf einen Salzberg klettern, werden einige vorübergehend von der Polizei festgenommen

Auf dem aufgeschichteten Salz brachten Aktivisten einen Schriftzug an

An Witz und Fantasie hat es den Atomkraftgegnern im Wendland und ihren Unterstützern noch nie gemangelt. Auch am Pfingstwochenende protestierten in Gorleben wieder hunderte ideenreich gegen den Bau eines Endlagers für Atommüll. Die Polizei spielte nicht mit, mehrere Dutzend Aktivisten wurden vorübergehend festgenommen.

In Gedelitz bei Gorleben hatten die AKW-Gegner bereits am Freitag ein Camp aufgeschlagen. In der Nacht zu Sonntag überwanden einige Aktivisten die Absperrungen der beim Endlagerbergwerk aufgetürmten Salzhalde. Auf dem aufgeschichteten Salz brachten sie in weißer Farbe den 70 mal acht Meter großen Schriftzug „Das Salz zurück in die Erde“ an.

Am Sonntag zogen dann 800 Menschen – die Polizei zählte 500 – mit Fahnen, Transparenten und Schubkarren an der von Polizeikräften gesicherten Endlager-Baustelle vorbei. Erneut knipsten einige AKW-Gegner den Zaun um die Salzhalde auf und erklommen unter dem Jubel der Demonstranten den Gipfel. Polizisten liefen hinterher und nahmen 27 Menschen fest, die mit Fahnen und Karren auf den Salzberg gelangt waren.

In der Debatte um den Atomausstieg bleibe das Atommülldilemma ausgeblendet, kritisierte die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. „Bisher raschelte es nur im Blätterwald, als nach dem Grünen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann, auch der CSU-Chef Horst Seehofer seine Blockadehaltung zu einer Endlagersuche in Bayern aufgab. Aber passiert ist nichts, außer dass in Gorleben weiter gebaut wird.“

Die Aktivisten im Wendland wollen noch bis Donnerstag dafür demonstrieren, dass die Endlagersuche neu aufgerollt wird – ohne Gorleben. REIMAR PAUL