SONG IN A-F-D: Gib’s doch Xavier
„Die Akkordfolge meines neuen Songs lautet A-F-D“, sagte er unvermittelt. Erstaunen allerseits. Man fragte ihn: „Absichtlich?“ Dies verneinte er. „Und das ist dir jetzt erst aufgefallen?“ Dies bejahte er wiederum. Er hasse seine Schöpfung, inzwischen. So muss sich Gott fühlen, dachte ich, aber schon ging es weiter. „A-Dur, f-Moll, D-Dur?“, fragte jetzt einer der Pseudoexperten, um gleich nachzuschieben: „So geht doch jeder Song von den Cranberries.“ Die, die vorgaben, Ahnung von Musik zu haben, nickten, ich bestellte einen weiteren Eisbecher mit Schlagsahne.
Was nun tun mit diesem Song? Soll man ihn in den Müll werfen, nur weil die Akkordfolge dem Akronym des Namens einer Partei entspricht, die gerne mal unter dem Stammtisch liegt und sich in ihrem Erbrochenen suhlt? „Vielleicht nimmt Xavier Naidoo den Song. Hast du daran schon mal gedacht?“, fragte einer. Nein, hatte er nicht, aber das war endlich mal eine Idee mit Hand und Fuß. Xavier Naidoo hat das nötige Kleingeld, um Songs zu kaufen, und ist darüber hinaus ein Fan von versteckten Botschaften, unausgesprochenen Wahrheiten und Deutschland im Besonderen. Ein paar Zeilen à la „Baron Totschild gibt den Ton an und er scheißt auf euch Gockel“ würden wir uns auch noch aus dem Ärmel schütteln.
„Spiel den Song doch einfach auf ’nem Fotzenhobel, dann isses lustig“, warf jemand von der Seite ein. Was zum Teufel ist ein Fotzenhobel? „Ein anderes Wort für Mundharmonika oder Maultrommel.“ Jetzt mischte sich die Kellnerin ein: „Etwas leiser bitte, nicht jeder will eure Gespräche über Xavier Naidoo, die AfD und eure Nachtaktivitäten mitkriegen.“ Wir protestierten, aber die Tresenkraft hörte nur, was sie hören wollte, da konnten wir auch nichts für. Die Welt sind schlecht. Wir ist gut. Also zahlte der AfD-Komponist, und wir trollten uns in Richtung unserer geheimen Machtzentrale am Kottbusser Tor. JURI STERNBURG
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