Hello, Goodbye zweite Liga

Während der MSV Duisburg durch einen 3:0-Erfolg über Rot-Weiss Essen die Rückkehr in die erste Liga schafft, müssen die Reviernachbarn den entgegengesetzten Weg in die Drittklassigkeit antreten

„Am Aufstieg hatte ich zwischenzeitlich große Zweifel“, sagte Markus Kurth

AUS DUISBURG ROLAND LEROI

Die Verantwortlichen des MSV hatten die nötige Chuzpe. Weil es in Duisburg Vorschrift ist, rechtzeitig zu veröffentlichen, dass eine Parkfläche gesperrt wird, war es seit Tagen ein offenes Geheimnis, dass morgen auf dem Rathausplatz die offizielle Aufstiegsfeier des MSV steigen soll. Zudem hatte jemand die Anlieferung von 7.000 Aufstiegs-T-Shirts ausgeplaudert. Am Ende mussten sich die Duisburger aber keine Überheblichkeit vorwerfen lassen. Mit einem 3:0-Erfolg über Rot-Weiss Essen meldete sich der MSV zum Saisonabschluss nach einjähriger Abstinenz in der Fußball-Bundesliga zurück. Aufsteiger RWE stieg dagegen direkt wieder in die dritte Liga ab – bereits zum dritten mal innerhalb der vergangenen zehn Jahre.

„Ich bin so froh, dass wir zurück sind. Duisburg ist erstklassig und das wollen wir auch bleiben“, sagte Vereinspräsident Walter Hellmich, der erst seinen Trainer Rudi Bommer umarmte und sich dann eine dicke Zigarre anstecken ließ. Mihai Tararache (Foulelfmeter), Markus Daun und Ivica Grlic erzielten ihre Tore in der zweiten Halbzeit.

Gegen Essen musste am letzten Spieltag der 2. Liga ein Sieg her, doch der MSV schien zunächst an diesem Druck zu zerbrechen. Fehlpässe prägten die Szenerie, Kontrahent RWE schmiss sich in die Zweikämpfe und gewann nahezu jedes Kopfballduell. Insbesondere die Nachricht von der 1:0-Führung des direkten Kontrahenten SC Freiburg, der schon vor der Pause gegen Koblenz seine Hausaufgaben bewältigte, schien Duisburg zu lähmen. Essen konnte auf Fehler des MSV warten, nutzte diese aber nicht. Solomon Okoronkwo scheiterte freistehend aus kurzer Distanz (31.).

Unmittelbar nach dem Seitenwechsel reichte dem MSV aber eine einzige Szene, um allen Druck ablegen zu können. Martin Hysky foulte Markus Kurth und Tararache verwandelte den fälligen Strafstoß sicher. Den Abstieg vor Augen suchte Essen die Offensive und fing sich durch Daun und Grlic zwangsläufige Kontertore der Duisburger.

Um nicht direkt wieder abzuschmieren, will das Bundesliga- Gründungsmitglied, das seit 1991 bereits zum fünften Mal in die Eliteklasse aufstieg und meist zwischen den „Welten“ pendelte, ein für seine Verhältnisse hohes Risiko eingehen. 35 Millionen Euro beträgt der Etat für die nächste Saison, sieben Millionen Euro mehr als nach dem Aufstieg 2005, dem der sofortige Absturz folgte. Boss Hellmich, der sich nachsagen lässt, die Regie ungern abzugeben, ist diesmal sogar gewillt, einen Manager einzustellen. Das ist beim MSV relativ neu, zuletzt leistete sich der Verein vor sieben Jahren mit Bernd Cullmann einen Manager. „Wir müssen aber genau abwägen, eine Enttäuschung auf dieser Position können wir uns nicht leisten“, will Hellmich nur jemanden einstellen, dem er zu 110 Prozent vertrauen kann.

Die sportlichen Planungen treibt momentan Bommer voran, der sich nun erstmals als Bundesliga-Trainer bezeichnen lassen darf. Mindestens sechs Neuzugänge will er verpflichten und das scheint bitter nötig. Den Aufstieg meisterten zwar individuell starke Einzelspieler, doch ein echtes Mannschaftsgefüge entstand durch interne Streitigkeiten nie. Bereits im Januar entmachtete Hellmich den bisherigen Kapitän Georg Koch, dessen lautstarkes Gemeckere manchen auf die Nerven ging.

„Seitdem gab es keine Hierarchie mehr. An unserem Aufstieg hatte ich zwischenzeitlich große Zweifel“, sagt Stürmer Markus Kurth. Weitere Brandherde kamen hinzu. „Ich habe die wohl schwierigsten Typen der 2. Liga“, schmunzelt Bommer. Als Zweckgemeinschaft, die sich in den Stunden der größten Bedrängnis zusammen riss, wurde das Ziel erreicht – und zusammen begossen. Gut genug vorbereitet waren sie ja.