Kita- und Krippenpflicht?

betr.: „Bonus für Mutti“ u. a., „Kein Geld für Symbolpolitik“, Kommentar von Heike Holdinghausen, taz vom 16. 5. 07

In den Beiträgen dokumentiert die taz – vermutlich unbeabsichtigt – einen Widerspruch: Sich selbst als politisch links einstufende Politiker-, Wissenschaftler- und JournalistInnen stellen einerseits nicht infrage, dass Eltern/Frauen unbeschwert zwischen Erwerbstätigkeit mit Fremdbetreuung ihrer Kinder und Eigenbetreuung wählen können sollen. Andererseits äußern sie aber Vorstellungen, die – zumindest in dieser Kombination – als Appell für eine gesellschaftliche Ächtung der familiären Kinderbetreuung und -erziehung (miss)verstanden werden können: a) Rechtsanspruch auf Krippenplätze brauchen wir jetzt, und zwar für Ganztagsbetreuung, und nicht erst 2013; b) Kleinkindbetreuung ist auch Bildungsaufgabe und erfordert eine akademische Ausbildung; c) Erziehungsbonus ist ein „Zu-Hausebleib-Bonus“ und schadet Frauen und Kindern. Was nützt ein Rechtsanspruch, wenn keine Krippenplätze da sind? Sollen sich Väter oder Mütter schlecht fühlen, wenn sie sich als erzieherische Laien selbst um ihre Kinder kümmern? Soll es eine Kita- und Krippenpflicht geben? HOLGER GUNDLACH, Hamburg