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Im Rahmen der laufenden 13. Altonale läuft ein Doppelprogramm mit zwei Dokumentarfilmen des Altonaers Yüksel Yavuz.

Mein Vater, der Gastarbeiter Deutschland 1995, R: Yüksel Yavuz

Cemal und Güzel Yavuz erzählen vor der Kamera ihre Geschichte: Wie er, Cemal, 1968 nach Hamburg aufbrach, um dort zu arbeiten. Ein Jahr in der Fischfabrik, 15 Jahre auf der Sietas-Werft. Wie er ins Dorf zurückkehrte, zu seiner Frau. Wie sie, Güzel, als Bäuerin alleine die Kinder großzog, die Hausarbeit erledigte, sich um ihre Kuhherde kümmerte. Die Erzählung vor der Kamera hat etwas sehr offenes, vertrautes. Es ist eben ein Sohn, der dort mit der Kamera ins Dorf gekommen ist, etwas unsicher aber auch stolz sitzen sie vor der Kamera. Yavuz nimmt seine Eltern mit nach Hamburg, dreht mit ihnen dort, wo sein Vater gearbeitet und gewohnt hat. Der erzählt von der Werftarbeit: „An der Schrottpresse stand ich, habe die Reste der Stahlbleche, die für die Schiffe zurechtgeschweißt wurden kleingeschnitten.“. Nach 15 Jahren hatte Cemal Yavuz genug, ging zurück in sein Dorf. Jetzt geht er noch einmal durch die kleine Barackensiedlung am Neuenfelder Fährdeich, neben der Werft, „Klein-Istanbul“, wo er die ganze Zeit gewohnt hat. 180 Türen gibt es an den Baracken, hinter jeder 12 Quadratmeter Wohnfläche. Als Yüksel nach Hamburg kam, hat er hier zusammen mit seinem Vater gewohnt: „Pro Person 6 qm“. Der Film zeigt beispielhaft, wie jemand aus der migrantischen Arbeiterklasse gelebt hat. Hamburg von unten, ungeschönt, ohne Romantik, gezeigt von jemandem, der es sehr gut kennt. ■ Close up Kurdistan Deutschland 2007, R: Yüksel Yavuz Der Film beginnt damit, wie er selbst gegen seinen Willen auf die Internatsschule musste. Er zeigt die Schule heute - immer noch wird hier türkischer Nationalismus oktroyiert. Beim Morgenappell vor der Büste von Kemal Atatürk müssen die Kinder Sätze nachsprechen wie: „Meine Existenz sei der Existenz des Türkentums gewidmet“. Vavuz interviewt den türkischen Soziologen ?smail Besikci, der über die Internatsschulen sagt: „In diesen Schulen sollte das Kurdische vergessen werden, die kurdische Sprache ausgelöscht werden.“ Unaufgeregt schildert Besikci, dass er wegen seiner Forschungen über kurdische Sprache und Kultur 17 Jahre in verschiedenen Gefängnissen inhaftiert war, mit „Folter, Schlägen, Prügel beim Appell.“ Yavuz hebt sich angenehm von der Propaganda der Kurdischen Arbeiterpartei PKK ab. Die propagierte zu der Zeit, als Yavuz seine Dokumentationen drehte, einen nationalistischen Unabhängigkeitskampf für ein selbstständiges Kurdistan. Bei Yavuz dagegen stehen die sozialen Probleme und die Unterdrückung im Fokus, nicht das Propagieren eines Gegen-Nationalismus gegen den Türkischen. Zwischen und nach beiden Filmen gibt es die Möglichkeit zum Gespräch mit Yüksel Yavuz.

■ 17. Juni, Lichtmess-Kino, Gaußstr. 25, Mein Vater, der Gastarbeiter, 19 Uhr, Close up Kurdistan, 21 Uhr.