KURZKRITIK: JAN-PAUL KOOPMANN über „PAPERSHIPS“
: Süßer Schmalz im Getriebe

Der Freimarkt ist menschenleer, aber in Betrieb. Ohne Nutzer scheinbar sinnlos bewegt sich das Metall der Fahrgeschäfte. Auch im kalten Schwarz-Weiß des Videos funkeln die Leuchtreklamen. Ästhetische Distanz zu einem Geschehen, das auch in echt nur aus der Ferne schön ist. Das ist die Vision von Hannes Rademacher, angehender Medienwissenschaftler an der Universität Bremen.

Mitten aus der Maschine winken alte und neue Mythen: Ein mechanisches Monster vor der Geisterbahn und Sponge Bobs verzerrtes Grinsen auf einem Luftballon. Der Schlachthof-Turm im Hintergrund gibt den einzigen Hinweis, dass es sich hier um einen Bremischen Markt handelt. Aber sie sind ja auch alle gleich.

Das Ganze ist ein Musikvideo zu „Paperships“, einer EP der Bremer Band „Turn the Lights Off“. Ein kitschiger Song über Kindheitserinnerungen mit Tränen, Mondschein und Früher – süßer Schmalz in sonderbarem Kontrast zur Vergnügungsindustrie im Bild.

Und darin versteckt sich die traurige Wahrheit des Volksfests: Die natürlich vergebliche Hoffnung, zwischen Schnapsleichen Erhabenes zu finden, Erinnerungen an irgendwas einfach nur Schönes von damals. Klar, dass das mit echten Menschen im Bild nicht geht.

www.vimeo.com/103190200