Ein Bootcamp in Blumenthal

PÄDAGOGIK Für straffällig gewordene unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wird jetzt ein spezielles Heim errichtet. Es will die Jugendlichen mit „Sport bis zur Erschöpfung“ und gemeinnütziger Arbeit erziehen

Ein „straffes Programm“ sorgt dafür, dass „keine Zeit mehr für dummes Zeug“ bleibt

SPD BLUMENTHAL

In Bremen öffnet in der kommenden Woche ein spezielles Heim für straffällig gewordene unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. In dem Haus werde ihnen ein klarer Rahmen für die Aufnahme in die Gesellschaft gesteckt, sagte Sozialstaatsrat Horst Frehe (Grüne). Die Einrichtung, gegen die sich bereits Anwohner-Protest regt, soll im Stadtteil Blumenthal eröffnet werden. Träger sind die bundesweit tätige „Makarenko Schiffahrt GmbH“ und die „Akademie Lothar Kannenberg“.

Das Haus bietet Platz für bis zu zwölf Jugendliche in drei Wohngruppen. „Die Einrichtung wird aber kein geschlossenes Heim und auch keine Haftanstalt“, betonte Frehe. Pädagogen seien rund um die Uhr vor Ort. Jedem Jugendlichen stehe ein Betreuer zur Seite. Bei dem Haus in Bremen-Nord handelt es sich um eine Übergangslösung. Es soll in Betrieb bleiben, bis ein endgültiger Standort für die pädagogische Arbeit mit den Jugendlichen gefunden ist.

Die „Makarenko Schiffahrt GmbH“ macht seit den frühen 90er Jahren intensivpädagogische Angebote auf Schiffen. Die „Akademie Lothar Kannenberg“ arbeitet erlebnispädagogisch. In der Bremer Einrichtung soll wie andernorts auch konsequent auf die Einhaltung von Tagesstruktur und Regeln geachtet werden. Den jungen Menschen solle Selbstachtung vermittelt und Wertschätzung entgegengebracht werden, hieß es. Während ihres Aufenthalts lernten die jungen Flüchtlinge die deutsche Sprache und übten in regelmäßigen Lerneinheiten Sozialverhalten und Respekt. Sport soll dabei eine wichtige Rolle spielen. Die Sozialbehörde geht davon aus, dass die Jugendlichen nach sechs bis zwölf Monaten so weit stabilisiert sind, dass sie das Haus verlassen können.

Die SPD in Blumenthal spricht von einem „ganzheitlichen Konzept“, das „viel Sport bis zur Erschöpfung“ sowie „gemeinnützige Arbeit“ und Deutschkurse vorsehe. Ein „straffes Programm“ sorge dafür, dass „keine Zeit mehr für dummes Zeug“ bleibe. Am 30. Oktober wird das Projekt AnwohnerInnen vorgestellt. Doch schon jetzt formiert sich Widerstand: Bei Facebook entstand eine Gruppe „Rekumer Straße 12 – nicht mit uns“, die schon am Sonntagnachmittag über 200 Mitglieder hatte. Einer ihrer Sprecher forderte Ortsamtsleiter Peter Nowack (SPD) schon zum Rücktritt auf.

Bremen führt mittlerweile eine Liste, auf der im Moment 16 straffällige Jugendliche stehen, die alle aus Algerien und Marokko stammen. Ihre Fluchtwege und Fluchtmotive seien „noch nicht hinreichend geklärt“, so Innenstaatsrat Holger Münch. Die Männer sind durch räuberischen Diebstahl, Einbrüche und Körperverletzung sowie respektlosem Verhalten etwa gegenüber Polizisten aufgefallen. Bei einer Messerstecherei starb kürzlich einer der jungen Männer.  epd/taz