hamburger szene
: Große Worte und viel Müll

Wenn die Sonne raus kommt, verwandelt sich Hamburg in eine andere Stadt: In den Straßen wird flaniert und endlich kommen die Cabrios mal zum Einsatz. Das Wichtigste aber: Die Grillsaison ist eröffnet! Und da gehört es einfach zum guten Ton, sich an der Elbe auszustrecken, die Füße in den Sand zu graben, während die Würstchen über der Kohle brutzeln.

Die drei auf dem Handtuch nebenan haben ausgepackt. Es wurde wirklich an alles gedacht: Aus der Kühlbox kommen die Biere, ein Tablett wird als Tisch aufgestellt, damit kein Sand auf das Plastikgeschirr weht, und neben Servietten gibt es noch eine Auswahl an fünf Saucen. Das wirkt professionell. Doch gerade als ich das Interesse an der perfekten Grill-Gruppe verliere, sagt die Blondine: „Ein Gutes hat der Klimawandel. Zumindest gibt es mal endlich gutes Wetter.“ Ich habe ein Lachen erwartet, aber bestimmt keine ernste Debatte über Dürren, Brände und die CO2- und Müllproduktion der USA. „Das ist doch eine Schweinerei“, sagt ein Typ mit weißem Hemd. In kürzester Zeit herrscht Einigkeit in der Gruppe: Noch morgen wollen alle zum Ökostrom-Anbieter wechseln und damit ein Zeichen setzen!

Das professionelle Zeichen haben sie auch am Strand gesetzt: denn die Gruppe hinterließ nicht nur wutentbrannte Worte. Es türmten sich Bierflaschen, Servietten und Plastikteller. Und ganz unten, irgendwo dazwischen, blieb bestimmt auch ihr guter Vorsatz kleben. JASMIN KLOFTA