Gewinne mit Kaufhäusern sind möglich

HANDEL Während bei Karstadt die Krise regiert, ist Konkurrent Metro mit seinen Kaufhof-Filialen weiterhin profitabel. Dazu tragen regelmäßige Investitionen bei – aber auch ein Verzicht auf teure Sozialpläne

HAMBURG taz | Die 17.000 Mitglieder der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt müssen sich auf Entlassungen und Kaufhausschließungen einstellen, wenn der Aufsichtsrat am Donnerstag ein Sanierungskonzept vorlegt. Beim Metro-Konzern hingegen, zu dem auch der Karstadt-Konkurrent Galeria Kaufhof gehört, ist die Stimmung entspannter. An diesem Montag legt das Unternehmen seine Jahresbilanz vor. Experten erwarten beim Umsatz zwar bestenfalls Stagnation, aber dennoch schwarze Zahlen.

Der Konzern, der in diesem Monat seinen 50. Geburtstag feiert, macht an mehr als 2.200 Standorten einen Umsatz von rund 46 Milliarden Euro. Und selbst das Kaufhaus-Standbein Galeria Kaufhof schreibt trotz Onlinehandel und verödender Innenstädte schwarze Zahlen: Für die ersten neun Monate des Geschäftsjahrs 2013/2014 wies das Unternehmen ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 179 Millionen Euro aus.

Trotzdem finden Börsianer die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte langweilig. Zwar ist die Metro-Aktie an der Börse notiert, aber das Sagen haben mit rund 55 Prozent die Nachfahren der Gründer sowie die Händlerfamilie Haniel. Wie bei anderen Familienunternehmen, etwa Bertelsmann oder Bosch, finden Analysten den Kurs nicht aggressiv genug profitorientiert.

Immobilien nicht verkauft

Zum Erfolg trägt bei, dass die Metro die Immobilien für ihre Kaufhäuser selbst besitzt. Konkurrent Karstadt hatte seit 2002 nach und nach seine Filetstücke verscherbelt – und zahlt heute hohe Mieten. Kaufhof profitiert zugleich von seinem Sortiment: Früh konzentrierte sich der Metro-Ableger auf bekannte Marken und margenstarke Bereiche wie Mode, Sport und Parfümerie. Für niedrige Kosten sorgt eine moderne computergesteuerte Logistik, mit der Einkaufsmacht der Metro im Hintergrund. Anders als bei Karstadt wurde in den letzten Jahren investiert.

An den Kaufhof-Beschäftigten ging die Modernisierung allerdings nicht schmerzlos vorbei. Filialen wurden ohne teure Sozialpläne ausgegliedert; Augsburg soll 2015 dichtgemacht werden, Düsseldorf und Heilbronn könnte dies auch noch blühen. Im Onlinehandel hängt man mit einem Umsatzanteil von nur 2 Prozent der der kapitalmarktgetriebenen Konkurrenz deutlich hinterher.

Doch bei der Metro glaubt man fest an den stationären Handel: „Allem Onlinehype zum Trotz wird er auch künftig eine feste Größe bleiben.“ Verbraucher, so eine Metro-Studie, träfen bis zu 70 Prozent ihrer Kaufentscheidungen direkt am Verkaufsregal.

Es fehle auch „die Erfolgsstory“ im fernen Ausland, kritisiert NordLB-Handelsexperte Wolfgang Vasterling: „95 Prozent seines Umsatzes macht die Metro in Deutschland und Europa.“ Und das sei ein schwieriges Umfeld, weil der Einzelhandel in Europa seit Längerem und wohl auch zukünftig stagniere.

„Weniger ist manchmal mehr“, antwortet Vorstandschef Olaf Koch auf Kritik an der geringen Globalisierung. Zukünftig wolle man vor allem aus eigener Kraft wachsen und international sich auf die drei Wachstumsmärkte China, Russland und Türkei „fokussieren“. HERMANNUS PFEIFFER