Aufsässige Geldboten

In NRW streiken die Geldkuriere. Laut Verdi werden sie durch Hausmeister und andere Angestellte ersetzt

Der Beruf des Geldkuriers ist ja ein äußerst suspekter. Und das nicht erst seit Ende 2006, als bekannt wurde, dass Mitarbeiter der Sicherheitsunternehmens Heros 270 Millionen Euro auf die Seite geschafft haben. Jetzt wollen die bewaffneten Panzerwagen-Kuriere auch noch mehr Gehalt. Fast die Hälfte der 1.200 nordrhein-westfälischen Geldkuriere ist seit vergangenem Montag im Streik. Standorte der Firmen sind unter anderem Düsseldorf, Münster und Essen.

Der Ausstand hat natürlich Auswirkungen: Eine Bank „mit 30 Filialen im Münsterland“ soll laut Verdi bereits knapp bei Kasse sein. Doch die Banken wollen angeblich keine Probleme mit der Bestückung der Geldautomaten haben: Die Sparkassen nicht und die Volksbanken auch nicht.

Die Gewerkschaft weiß aber sicher, dass hier und da Hausmeister und andere Angestellte als Geldkuriere eingesetzt werden. Sie warnt Banken, Supermärkte und Kaufhäuser vor dem Einsatz von ungeschütztem Personal als Geldboten.

Für NRW-Fachbereichsleiterin Angelika Hecker sind die Sicherheitsfirmen für diese Misere verantwortlich: „Sie machen Profite und müssen deshalb mehr Lohn zahlen.“ Sie fordert für die Kuriere fünf Prozent mehr Gehalt, die Unternehmen wollen aber nur 2,2 Prozent auf den jetzigen Stundenlohn von knapp 12 Euro aufschlagen.

Der Bundesverband Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen hält wiederum Verdi für unverantwortlich: Mit ihrem Streik schädige die Gewerkschaft den Ruf der Branche, der durch den Heros-Skandal stark angeschlagen sei, sagt ihr Sprecher.

Der Streik ist aber auch unter den Geldtransporteuren umstritten. Es sind angeblich viele Streikbrecher unterwegs. Und auf www.securitytreff.de beschwert sich „Boomer“: „Dass etwas mehr Geld fällig ist, ist ja richtig, aber ist der Zeitpunkt gut gewählt?“ Der Osten bekommt 5,88 Euro und in NRW reichen 11,88 Euro nicht? Seiner Meinung nach sollte sich Verdi „mal nicht übernehmen“ und erst den Streik mit der Telekom beenden.

Verdi fühlt sich damit nicht überfordert: „Unter den streikenden Geldboten ist die Stimmung so gut, dass wir noch wochenlang weiter streiken können“, sagt Angelika Hecker. Heute soll ein Landesschlichter darüber befinden, ob die Forderungen der Kuriere gerechtfertigt sind. Auf ein Ende des Streiks hoffen wohl mehr als alle anderen die Hausmeister und Kassiererinnen.

NATALIE WIESMANN