Ein Fünftel weniger Einwohner in Niedersachsen

Statistiker prognostizieren eine Bevölkerungsabnahme bis 2050 um fast 1,5 Millionen Menschen

„Niedersachsen schrumpft bis 2050 um ein Fünftel“, meldete gestern sensationsheischend die Deutsche Presse-Agentur. Dabei ging es nicht um Landnahme durch Hamburger Hunnen, die Al-Qaida oder gar Nordkorea. Stattdessen hat sich das Statistische Landesamt die Bevölkerungsstruktur genau angeschaut. Ergebnis: Die Zahl der Einwohner soll bis 2050 von derzeit 7,98 Millionen auf 6,55 Millionen sinken. Das entspricht dem Stand von 1960, als sich das Land zwischen Harz und Heide noch mit Flüchtlingen aus dem Osten füllte. In die Prognose sei allerdings noch nicht der vonderleysche Baby-Boom eingerechnet. „Da muss die Langzeitentwicklung abgewartet werden“, sagte der Bevölkerungsexperte des Statistikamtes, Alexander Stiel.

Grund für die sinkenden Zahlen ist vor allem die niedrige Geburtenquote. Laut Statistik dürfte die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 20 Jahren bis 2050 um 39 Prozent von derzeit 1,68 auf 1,02 Millionen abnehmen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung würde dann von derzeit 21,1 auf 16 Prozent fallen. Die Gruppe der Älteren über 65 Jahren legte gleichzeitig um 35 Prozent zu. Sie wird damit in gut 40 Jahren ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachen. Der Anteil der über 80-Jährigen kann sich sogar mehr als verdreifachen. Der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter sinkt den Prognosen zufolge von 4,7 Millionen auf 3,38 Millionen.

Der Zuzug von Migranten und Menschen aus anderen Bundesländern habe den Bevölkerungsrückgang offenbar nicht stoppen können, sagten die Statistiker. Der prognostizierte Rückgang treffe Niedersachsen nicht überall gleichmäßig stark. Nach bisherigen Erkenntnissen sind vor allem der Harz und Gebiete in Norden und Westen des Landes betroffen. Eine detaillierte Vorhersage für alle Städte und Landkreise soll bis August erstellt werden. TAZ