taz-serie „wie retten sie die welt?“. Heute: Aktivist Tim Laumeyer
: „Die Welt muss vor Neoliberalismus gerettet werden“

Auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm Anfang Juni treffen sich die Mächtigen der Welt, um zu besprechen, wie es mit unserem Erdball weitergehen soll. Antworten – das ist jetzt schon klar – werden sie keine finden. Sie brauchen Nachhilfe. „Wie retten Sie die Welt“, fragt die taz deswegen bis zum Gipfeltreffen jeden Tag eine/n interessante/n Berliner/in.

„Meiner Meinung nach muss die Welt dringend vor der kapitalistischen Wirtschaftsweise gerettet werden. Dieser Wirtschaftsform soll sich alles unterordnen, und da gilt es, ein deutliches ‚Nein‘ zu formulieren. Deshalb versuche ich, die Menschen zum Umdenken bewegen. Wir müssen zu einer Gesellschafts- und Wirtschaftsform kommen, die die Menschen mitnimmt und nicht nur als Gebrauchsgegenstand behandelt. Ich organisiere regelmäßig Proteste gegen Kapitalismus und Globalisierung und rufe alle dazu auf, sich zu beteiligen. Beim G-8-Gipfel organisiere ich Demonstrationen in Rostock und Heiligendamm. Gegen den Gipfel engagiere ich mich seit anderthalbJahren, gegen Kapitalismus und Globalisierung im allgemeinen schon seit 13 Jahren. Ich kenne in meinem sozialen Umfeld viele, die dasselbe tun.

Ich glaube schon, dass meine Arbeit etwas bringt. Allgemein gesehen nutzt es natürlich immer etwas, politisch aktiv zu werden. Wir Globalisierungskritiker können uns aber auch durchaus bereits einige konkrete Erfolge auf die Fahnen schreiben: Ich würde sagen, die Antiglobalisierungsbewegung trägt mit dazu bei, dass der Neoliberalismus auf ideologischer Ebene langsam, aber sicher ausgedient hat – in der Praxis läuft das aber natürlich noch weiter, wir haben ihn noch nicht gestoppt. Aber unter denen, die sich mit den wichtigen Zukunftsfragen beschäftigen, sehe ich immer weniger Befürworter des Neoliberalismus. Ein Erfolg ist auch, dass die selbst ernannte Elite sich immer stärker von den Menschen, gegen die sie ihre Politik betreibt, abschotten muss. Das Bad in der Menge ist für diese Politiker passé.

Ein Problem der kommenden Jahre wird nach meiner Ansicht neben Globalisierung und Kapitalismus auch die fortschreitende Zerstörung der Umwelt sein – zurzeit wird ja schon sehr viel über den Klimawandel und seine Folgen diskutiert. Ebenfalls ein Problem der Zukunft wird die reaktionäre Strömung innerhalb der Globalisierungs- und Kapitalismuskritik sein, vertreten zum Beispiel von den Neonazis. Auch diese Dinge werde ich im Auge behalten.

Ich bin aber kein Öko und kaufe nicht ausschließlich Bioprodukte. Manchmal esse ich sogar bei McDonald’s, solange es nicht in Kreuzberg liegt. Meinen Müll trenne ich aber fast immer.“

Protokoll: Jens Gräber

Der gebürtige Kieler Tim Lauymeyer ist 30 Jahre alt und studiert Geschichte. Er ist Mitglied der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB), die zusammen mit anderen Gruppen in der Kampagne „Block G8“ Proteste gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm organisiert.