Piloten weiten Streik bei Lufthansa aus

MOBILITÄT Das Unternehmen streicht massiv Flüge, vor allem in Frankfurt. Nach dem Ende des Lokführerstreik sind schon wieder Tausende Reisende betroffen. Tarifeinheitsgesetz im Dezember

FRANKFURT/MAIN dpa | Erneut sind Tausende Passagiere die Leidtragenden: Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) erhöht mit neuen Arbeitsniederlegungen im Streit über den Vorruhestand der Lufthansa-Piloten den Druck. Nach dem Ende des Lokführerstreiks begann am Montagmittag der 35-stündige Ausstand der Flugkapitäne zunächst auf der Kurz- und Mittelstrecke. Am Dienstag sollen die Ausstände von 6.00 Uhr bis kurz vor Mitternacht auf Langstreckenverbindungen ausgeweitet werden, wie VC mitgeteilt hatte. Lufthansa muss deshalb mehr Flüge streichen als zunächst geplant.

Die Streiks verursachten einen großen direkten wirtschaftlichen Schaden und einen Imageschaden für Lufthansa, kritisierte Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne. „Es ist nicht mehr nachvollziehbar, warum sich die Vereinigung Cockpit so kompromisslos einer Lösung des Tarifkonflikts versperrt.“ Alle anderen Beschäftigtengruppen hätten einen Beitrag zur Zukunft von Lufthansa geleistet.

Die Lufthansa will, dass ihre Piloten später als bisher in den bezahlten Vorruhestand gehen. Die Gewerkschaft wirft Lufthansa dagegen vor, seit April ihre Kompromissvorschläge nicht aufgegriffen zu haben. „Es geht darum, zusätzlichen Druck aufzubauen“, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Bislang habe Lufthansa nur gemauert.

Insgesamt streicht Lufthansa nun 1.511 Flüge, betroffen sind etwa 166.000 Passagiere. Zunächst war das Unternehmen von 1.400 Flügen auf der Kurz- und Mittelstrecke ausgegangen. Durch die Ausweitung des Ausstands werde der Flugverkehr deutlich stärker beeinträchtigt, erklärte die Lufthansa.

Zuvor hatten am Montagmorgen die Lokführer ihren bisher längsten Streik in diesem Jahr beendet. Bereits vergangene Woche hatten Lokführer und Piloten mit zwei aufeinanderfolgenden Ausständen die Reisepläne Tausender durcheinandergewirbelt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) setzt angesichts der Streikwellen bei der Bahn und Lufthansa auf eine baldige Verständigung der Tarifparteien. Sie hoffe, „dass diese Konflikte schnell beigelegt werden können“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin. Aus Sicht der Kanzlerin zeigten die Streiks, „dass es viele gute Gründe gibt, ein Gesetz zur Tarifeinheit zu verabschieden“. Laut Arbeitsministerium soll sich das Bundeskabinett am 3. Dezember mit einem entsprechenden Entwurf befassen.

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