Kommentar von KLAUS WOLSCHNER über die CDU
: Wieder ist die Presse schuld

Eine öffentlich Parteitagsdebatte über die Führungsqualifikation des Parteivorsitzenden – so etwas hat es bei der örtlichen CDU und auch sonst in Bremen bisher nicht gegeben. Bei dem Versuch, einen Generationswechsel zu organisieren, hat die CDU-Führungsspitze um Thomas Röwekamp offenbar reihenweise verdiente langjährige Mitglieder schwer gekränkt.

Zum Beispiel Elisabeth Motschmann, die mit ihrem guten Personenstimmen-Ergebnis ihre Popularität unter Beweis gestellt hatte. Und von der jüngsten Fraktionssitzung berichtete, wer kritische Argumente vortrage, werde „mit dummen Sprüchen plattgemacht“. Eine andere Delegierte erinnerte den Vorsitzenden an eine menschliche Binsenweisheit: „Behandle andere Menschen so, wie du behandelt werden willst.“

Auf eine solche Kritik kann man nicht antworten. Aber Röwekamp machte auch nicht den Eindruck, als mache ihn das nachdenklich. Er scherzte demonstrativ vorn auf dem Podium, wann immer sich eine Gelegenheit dazu ergab.

Und gab jenen die Schuld am Zustand der CDU, die ihrem Unmut via Presse Luft gemacht hatten. Wenn Parteimitglieder, die sich mit ihrer Kritik nicht ernst genommen fühlen, nicht an die Presse gehen dürfen – dann hat Röwekamp natürlich freie Hand. Doch Öffentlichkeit ist ein demokratisches Korrektiv.