Szeneviertel
: Der Lauf der Welt

Für das, was sich in den Szenevierteln abspielt, gibt es einen eingeführten Begriff: Gentrifizierung. In heruntergekommene Quartiere ziehen der billigen Mieten wegen erst Studenten, Künstler und Kneipiers, dann Lehrer und Journalisten, schließlich Anwälte und Unternehmensberater. Das Wort beschreibt den Lauf der Welt. Wenn dem Senat tatsächlich etwas am Modell der europäischen Stadt liegt, muss er in diesen Prozess steuernd eingreifen.

KOMMENTAR VON GERNOT KNÖDLER

Die Vorteile der Gentrifizierung liegen auf der Hand: Unter eine arme Bevölkerung, die mit Müh‘ und Not ihr Leben bewältigt, mischen sich nach und nach Bewohner mit sozialer und politischer Kompetenz. Sie kümmern sich um den öffentlichen Raum und das gesellschaftliche Leben und sorgen dafür, dass im Viertel wieder investiert wird. Der Senat versucht, einen solchen Mechanismus auf der Veddel und in Wilhelmsburg gezielt in Gang zu setzen.

Dabei muss er jedoch darauf achten, dass die Gentrifizierung nicht zum Ende kommt. Wenn nur noch Besserverdienende in einem Stadtteil wohnen, sind die Armen in ein neues Ghetto verdrängt worden. Das spaltet die Gesellschaft, macht das Leben langweilig und kann keinem recht sein. Hamburg hat viel Erfahrung damit, wie dem vorgebeugt werden kann. Der Senat sollte sie nutzen.