DIE STIMMEN DER ANDEREN
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Avgi (Griechenland)

Proteste stärken Griechenland

Es ist ein Schritt in Richtung einer neuen Einheit des Volkes in Griechenland. Diese ist für den kritischen Kampf notwendig, damit unser Wohlfahrtsstaat nicht beschädigt wird, damit unsere Demokratie nicht geschwächt wird, damit das Land nicht verkauft wird und damit wir uns nicht den Befehlen unserer Gläubiger unterwerfen. Es ist nicht nur die Wirtschaftskrise und der Albtraum der Arbeitslosigkeit, welche die Wut der Bürger vergrößern, sondern auch das üble Zweiparteiensystem, wie wir es seit dem Machtwechsel [1974 nach dem Ende der Militärdiktatur in Griechenland] kennen. Das zerfällt nun. […] Wir stehen am Anfang großer Umbrüche.“

Magyar Nemzet (Ungarn)

Athens Ende ist besiegelt

Das Schicksal der Griechen werden wir uns noch lange Zeit in Erinnerung rufen können als Beispiel dafür, was Hilfe wert ist, die Geld auf eine Weise gibt, dass das Opfer daran erstickt und zugleich ausgenommen wird. Es sieht ganz danach aus, dass jede Option, auch jene der Finanzhilfe, in die sichere Pleite führt. Offenbar wird heute im Westen nur noch auf Zeit gespielt mit dem Ziel, den Todeskampf Griechenlands zu verlängern. So lange eben, bis Athen am Ende aus dem „Paradies“ vertrieben wird, sprich den Griechen die Gemeinschaftswährung weggenommen wird. Vielleicht würden die Griechen damit sogar besser fahren.

Frankfurter Rundschau (Deutschland)

Pittoreske Burschenschaften

Eine zeitgemäße, sozial anschlussfähige Verpackung ändert nichts an reaktionärem Gedankengut, sondern macht es nur gefährlicher. Die Burschenschaften besetzen mit ihrem Getue um pittoreske Uniformen, unförmige Hieb- und Stichwaffen und seltsame Verbrüderungsrituale eine kleine Nische. Wie knapp unter der Oberfläche des Männerbündlerischen blanker Rassismus und faschistischer Stumpfsinn liegen, zeigt der Antrag einer Bonner Gruppe auf eine Art Ariernachweis. Vereinigungen, die mit solchen Ideen hausieren gehen, gehören vom Staat beobachtet schon um der abschreckenden Wirkung willen und der alljährlichen Erwähnung in den Berichten der verschiedenen Verfassungsschutzbehörden.

Frankfurter Allgemeine Zeitung (Deutschland)

Der Feind im Netz

Der Name ist klangvoll. Er suggeriert Handlungsfähigkeit und Kompetenz gleichermaßen: Wenn der Bund ein „Cyber-Abwehrzentrum“ zur Begegnung von Gefahren durch Hacker in modernen Datennetzen schafft, muss das den Bürger zunächst beruhigen. Die Mitarbeiter dort können im besten Fall sowieso nur auf einen Hackerangriff reagieren, ihn aber nicht verhindern. Wichtiger wäre die Prävention: nicht nur eine bessere Computerbildung der Nutzer, sondern auch viel höhere Sicherheitsstandards in der IT-Industrie, die die Produkte verkauft. Vertreter privater Unternehmen findet man im neuen Abwehrzentrum aber nicht. Die Bedrohung ist real, die politische Antwort darauf ist ein Feigenblatt.

Corriere della Sera (Italien)

Osamas Nachfolger hat wenig Charisma

„Bin Laden hatte ein Charisma, das sein Nachfolger nicht hat“, kommentierte der Präsident der Vereinigten Staaten, Barack Obama, die Wahl des „Doktor“ Aiman al-Sawahiri an die Spitze von al-Qaida. Und tatsächlich könnte der Ägypter Aiman al-Sawahiri einige Schwierigkeiten haben, die „kleinen Osamas“ im Zaum zu halten. Doch sollte man ihn auch nicht unterschätzen. Seine Geschichte bezeugt, dass er fähig ist zu dramatischen Kehrtwendungen. Nun, da er der Emir des Terrornetzwerks al-Qaida ist, könnte er seine Autorität zeigen mit mehr als einer Überraschung. Immerhin steht nicht nur das Image von Aiman al-Sawahiri auf dem Spiel, sondern die Glaubwürdigkeit der Terrorbewegung.

Quellen: dpa, eurotopics