1.820 Flüchtlinge ertrunken

LIBYEN Italiens Kirche legt neue Bilanz der Abwehr afrikanischer Flüchtlinge aus Libyen vor. Angeblich Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien

ROM/TRIPOLIS afp/dapd/taz | 1.820 Migranten aus Nordafrika, zumeist Afrikaner aus Ländern südlich der Sahara, sind seit Jahresbeginn im Mittelmeer bei der versuchten Flucht nach Europa ertrunken. Dies erklärte die italienische katholische Gemeinschaft Sant’Egidio, die in zahlreichen afrikanischen Konflikten vermittelt hat, am Donnerstagabend in Rom während einer Gebetsveranstaltung für die Toten. „Ein einziges verlorenes Menschenleben ist eine Niederlage für alle“, erklärte die Gemeinschaft. Die Zeremonie unter dem Motto „An der Hoffnung gestorben“ sollte vor dem Internationalen Tag des Flüchtlings am Montag an die europäische Solidarität appellieren.

Die meisten der Ertrunkenen waren aus Libyen auf der Flucht vor dem Krieg abgereist, hieß es. Die Zahl der Toten könnte auch höher als 1.820 sein, da nicht auszuschließen sei, dass Flüchtlingsboote ohne Augenzeugen kentern. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration sind bis 15. Juni 1,045 Millionen Menschen aus Libyen ausgereist; davon haben 18.301 lebend Italien oder Malta erreicht. Der Nationalrat der libyschen Rebellen sollte gestern mit der italienischen Regierung ein Rücknahmeabkommen für Flüchtlinge unterzeichnen.

Unterdessen mehrten sich Signale, dass das Gaddafi-Regime angesichts seiner zunehmenden militärischen Schwierigkeiten die Fühler in Richtung der Rebellen ausstreckt. Ministerpräsident al-Baghdadi al-Mahmudi sagte in der Hauptstadt Tripolis, seine Regierung habe bereits einige vorbereitende Treffen mit dem Übergangsrat der Rebellen in Bengasi gehabt. Verhandlungen könnten im Ausland, beispielsweise in Ägypten, Tunesien und Norwegen, stattfinden. Russlands Botschafter in Tripolis, Michail Margelow, ging noch weiter und sagte, es habe bereits Gespräche in Berlin, Paris, Oslo und weiteren europäischen Hauptstädten gegeben. Die letzte Gesprächsrunde habe am Mittwoch in Paris stattgefunden, Präsident Nicolas Sarkozy sei über die Ergebnisse unterrichtet.

In Schweden stimmte das Parlament am Freitag für eine dreimonatige Verlängerung der Beteiligung des Landes am Nato-Einsatz. Die Nato setzte in der Nacht sowie am Tage ihre Luftangriffe auf Ziele in Tripolis fort.