König des roten Teppichs

ZEITLOS Modedesigner Oscar de la Renta ist im Alter von 82 Jahren verstorben. Was bleibt, ist seine unverkennbare Eleganz

VON ENRICO IPPOLITO

In einer Szene der Fernsehserie „Sex and the City“ liest Carrie Bradshaw ihrem Lover ihr Lieblingsgedicht vor – es stammt aus der Vogue und beschreibt ein Kleid des Designers Oscar de la Renta. Frei interpretiert: Seine Kleider sind wie Poesie.

Oscar de la Renta wurde 1932 in Santo Domingo geboren und verstarb am Montag im Alter von 82 Jahren in seinem Haus in Kent, Connecticut, an den Folgen seiner Krebserkrankung. Sein letzter großer Akt war das Hochzeitskleid von Amal Alamuddin, der Ehefrau von George Clooney.

Dabei wollte de la Renta eigentlich Künstler werden. Gegen den Wunsch seines Vater zog de la Renta nach Madrid, um Kunst zu studieren. Nebenbei zeichnete er Modeillustrationen, um sich etwas Geld dazuzuverdienen. Die blieben nicht unbeachtet: Die damalige Frau des US-amerikanischen Botschafters sah seine Zeichnungen und bat ihn, ein Kleid für seine Tochter zu designen. Das Foto der Tochter im Oscar-de-la-Renta-Kleid kam aufs Cover der Zeitschrift Life. Der Beginn seiner Karriere.

Auch viele Jahre später dominierte die Mode de la Rentas die Cover der Modezeitschriften und den roten Teppich. Keine Oscar-Verleihung ohne ein Kleid von Oscar de la Renta. Neben Glitzer und Glamour wurde der Modeschöpfer zum beliebten Designer der amerikanischen First Ladys. Er kleidete Nancy Reagean, Betty Ford, Hillary Clinton, Laura Bush und Jacqueline Kennedy ein. De la Renta schuf Ikonografien und prägte ihren Stil maßgeblich. Hillary Clinton sagte einst: „Er hat 20 Jahre lang daran gearbeitet, um mich in eine Modeikone zu verwandeln.“ Die hell-pastelligen Hosenanzüge, die Clinton so berühmt machten, stammen von ihm.

Nach Zwischenstationen bei Balenciaga, Lanvin und Elizabeth Arden eröffnete er sein eigenes Label 1965 in New York. De la Renta schaffte es nicht nur, über mehrere Dekaden die großen Stars zu kleiden (Audrey Hepburn, Liza Minnelli, Sarah Jessica Parker, Penelope Cruz), sondern war auch der erste US-Designer, der für ein französisches Couture-Haus – Balmain – entwerfen durfte.

Während andere Designer mit der Dekonstruktion, den Geschlechterrollen, dem Sexappeal spielten, schrieb Oscar de la Renta Modegeschichte, indem er seinen Kundinnen treu blieb: Er entwarf wunderschön-elegante Kleider für die amerikanischen Socialites und Stars, die über den roten Teppich liefen. Doch er arbeitete nicht nur für die Elite, im Jahr 1980 gestaltete er die Uniform der Boy Scouts um. Und er verzichtete letztes Jahr auf der New York Fashion Week komplett auf Promis, weil sie vom Eigentlichen ablenken würden.

Von seinem modischen Vermächtnis, seiner Poesie, bleiben eine zeitlose Eleganz und das Spiel mit kräftigen Farben.