Chinas Wirtschaft wächst so langsam wie zuletzt 2009

KONJUNKTUR Regierungsziel könnte erstmals seit 1999 verfehlt werden. Deutsche Exporte steigen

PEKING rtr | Chinas Wirtschaft legt so langsam zu wie seit Anfang 2009 nicht mehr. Dies könnte dazu führen, dass erstmals seit 15 Jahren das Wachstumsziel der Regierung verfehlt wird. Zwischen Juli und September stieg das Bruttoinlandsprodukt der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt um 7,3 Prozent zum Vorjahresquartal, wie das nationale Statistikamt am Dienstag mitteilte. Im Frühjahr hatte es noch ein Plus von 7,5 Prozent gegeben. Die meisten Experten erwarten nun, dass sich die Konjunktur weiter abkühlt. Allerdings rechnen sie auch damit, dass die Staatsführung die Wirtschaft ankurbelt. Die deutschen Exporteure setzen auch künftig auf gute Geschäfte in China.

Die Zeit mit Wachstumsraten von 10 Prozent und mehr ist zwar vorbei, doch die USA, Japan und vor allem Europa können von den chinesischen Zahlen nur träumen. Die Eurozone etwa steht derzeit am Rande der Rezession. Das Wachstumsziel der Regierung in Peking für 2014 liegt hingegen bei 7,5 Prozent. Ministerpräsident Li Keqiang hat mehrfach deutlich gemacht, dass es auch weniger werden dürfte, solange sich der Arbeitsmarkt behaupte und es nicht zu sozialen Unruhen komme. Die Regierung in Peking will die Wirtschaftsstruktur verändern und nimmt dafür kurzfristig auch Rückschläge in Kauf. Sie will vor allem den Konsum stärken, um unabhängiger von ausländischen Investitionen und den eigenen Exporten zu werden.

Für die deutschen Exporteure ist China nach einer Schwäche im Vorjahr wieder „einer der dynamischsten Wachstumsmärkte“, wie der Geschäftsführer des Außenhandelsverbands BGA, Jens Nagel, sagte. „Allein von Januar bis Juli 2014 sind die deutschen Exporte dort um 12 Prozent auf 43 Milliarden Euro gestiegen.“

Der Umbau Chinas vom „Massenhersteller zum High-Tech-Standort“ macht Nagel nicht bange. „Der Bedarf nach Umwelt-, Energieeffizienz- und Medizintechnik ‚Made in Germany‘ wird voraussichtlich weiter zunehmen.“ Auch deutsche Auto- und Maschinenbauer würden weiter gute Geschäfte mit China machen – trotz steigender Konkurrenz. Wichtig sei ein fairer Wettbewerb, ergänzte Nagel. Deutsche Firmen dürften in China nicht schlechter gestellt werden als einheimische Unternehmen.