Spitzenmetallerin im „Häuserkampf“

Jutta Blankau (52), führt als IG-Metall-Chefin Küste den Kampf um den Erhalt der Airbus-Arbeitsplätze im Norden an. Die Juristin gilt auch als Tarifexpertin in der „Männergewerkschaft“ FOTO: AP

Sie redete schon früh über „Häuserkampf“. Jutta Blankau war gerade ein paar Monate Bezirksleiterin der IG Metall Küste, da hatte sie ihre Vorstellungen von Gewerkschaftspolitik im Gespräch mit der taz so definiert: „Die Wurzeln der Gewerkschaftsbewegung haben in den Betrieben angefangen. Da wo die Menschen sich verbündet haben gegen die Arbeitsbedingungen, die ihnen aufoktroyiert wurden.“ Das war 2005, und es war nicht nostalgisch gemeint, sondern als Zukunftskonzept gedacht für eine „betriebspolitische Offensive“. Und da sei eben auch der „Häuserkampf“ ein Mittel.

Jetzt, 2007, kämpft sie um die „Häuser“ in Hamburg, Buxtehude, Stade, Varel, Nordenham und Bremen. Es sind deutsche Produktionsstätten der Eads-Tochter Airbus. Der IG-Metall-Bezirk Küste ist zuständig für 26.000 Beschäftigte in den sechs Werken, die von den Sparmaßnahmen bei Airbus betroffen ist. Zuständig für jene, die ihren Job verlieren werden. Zuständig auch für zehntausende Beschäftigte, die in Hamburg dagegen protestierten. Blankau sagte, es werde eine lange und harte Auseinandersetzung geben.

Sie ist ja immer noch eine kleine Sensation, wenn sie wie gestern neben all den Männern steht. Neben den Ministerpräsidenten Christian Wulff und Günther Oettinger. Neben IG-Metall-Chef Jürgen Peters, den Hamburger und Bremer Senatoren Gunnar Uldall und Ulrich Nußbaum. Eine Sensation, weil sie bei den Metallern die bisher erste und einzige Frau in einer Spitzenposition ist. Über den Unterschied von Männern und Frauen sagt sie: „Wir sind nicht so eitel wie viele Männer in Führungspositionen.“

Blankau, 52, geboren in Hamburg, musste die „Häuser“ nicht wechseln, als sie die Nachfolge von Frank Teichmüller antrat. Sie hatte zuvor bereits 15 Jahre lang als Tarifexpertin und Juristin in der Bezirksleitung gearbeitet. Nach ihrer Ausbildung zur Versicherungskauffrau und einem Jurastudium. Und nebenbei machte sie sogar noch Parteikarriere: Sie war bis 2006 Vizechefin der Hamburger SPD und profilierte sich dort als überzeugte Linke.

Links – und pragmatisch: „Die Tarifpolitik“, hat sie längst erkannt, „wird betrieblicher.“ Und betriebliche Lösungen erfordern Pragmatismus. So hat sie mit dem Chef des Philips-Halbleiterwerks in Hamburg die 37,5-Stunden-Woche statt der üblichen 35 Stunden ausgehandelt – ohne Lohnausgleich, weil daran langfristig 2.300 Jobs hingen. Philips, jetzt Airbus, demnächst die Werften in Warnemünde und Wismar. Der norwegische Aker-Konzern hat gerade angekündigt, die beiden Tochterwerften zu verkaufen. Es geht um 2.300 Beschäftigte. Der Häuserkampf geht weiter.THILO KNOTT