Palästinenser fliehen

Im Libanon verlassen tausende Menschen das bei Gefechten schwer beschädigte Lager Nahr al-Bared

BEDDAWI rtr ■ Nach drei Tagen heftiger Gefechte zwischen Armee und Extremisten im Nordlibanon sind gestern tausende Palästinenser aus dem schwer beschädigten Flüchtlingslager Nahr al-Bared geflohen. Die zunächst brüchige Waffenruhe wurde aber weitgehend eingehalten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Angriffe der Islamisten auf Regierungssoldaten scharf. Das Nahost-Quartett will nächste Woche in Berlin über die Libanon-Krise beraten.

Im Nordlibanon verstopften hunderte Fahrzeuge mit verzweifelten Flüchtlingen die Hauptstraße vom umkämpften Lager Nahr al-Bared zum benachbarten Camp Beddawi oder in die Stadt Tripoli. „Die toten Menschen liegen überall in den Straßen. Niemand sammelt sie ein“, sagte ein Flüchtling. Bei den Kämpfen starben seit Sonntag mehr als 80 Menschen, darunter rund 30 Zivilisten. Die genaue Zahl der Opfer ist unklar. Die Kämpfe zwischen Anhängern der Miliz Fatah al-Islam und der Armee gelten als die schwerste innerlibanesische Auseinandersetzung seit dem Ende des 15-jährigen Bürgerkrieges 1990. Die Regierung in Beirut vermutet, dass Syrien die Miliz unterstützt, was Damaskus zurückwies.

In Berlin sagte ein Außenamtssprecher, das Krisentreffen der Vertreter von USA, Russland, EU und Vereinten Nationen sei unmittelbar nach der G-8-Außenministerkonferenz in Potsdam nächsten Mittwoch geplant. Die Außenminister der Quartett-Staaten und UN-Generalsekretär Ban wollten auch über die innerpalästinensische Gewalt im Gaza-Streifen und die Bemühungen um eine Deeskalation im israelisch-palästinensischen Konflikt sprechen.