„Elisa“ ist noch zu retten

DENKMALSCHUTZ Ein Gutachter hält die Backsteingebäude der Wohnanlage aus den 1920er-Jahren für erhaltenswert. Aber die Kulturbehörde winkt ab: Eine Sanierung sei einfach viel zu teuer

„Das Verhalten des Denkmalschutzamtes ist völlig unverständlich“

Geerd Dahms, Gutachter

Seit Monaten protestieren Mieter gegen den Abriss der Wohnanlage „Elisa“ in Hamm und nun bekommen sie Unterstützung. Der Hamburger Denkmalschutz-Gutachter Geerd Dahms empfiehlt, die Backsteingebäude aus den 20er-Jahren zu erhalten. Damit stellt er die Pläne der Vereinigten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (VHW) in Frage, die ab 2015 an gleicher Stelle die Wohnanlage „Elisa II“ bauen will. Abriss- und Baugenehmigung liegen bereits vor.

Der Erhalt der Gebäude sei aus „geschichtlichen Gründen und zur Bewahrung der städtebaulichen Eigenheit des Stadtbildes“ nötig, heißt es in einem Gutachten, das von der Mieter-Initiative „Rettet Elisa“ Ende September bei Dahms in Auftrag gegeben wurde. Demnach seien die Häuser als Teil des von Kurt Schumacher angelegten Backsteingürtels um Hamburg und aufgrund ihrer aufwändigen Bauart von besonderem Wert.

Auch die Architektenkammer, die Fritz-Schumacher-Gesellschaft und der Denkmalrat sprechen sich gegen den Abriss von „Elisa“ aus. „Fachlich besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden muss“, sagte Dahm. „Das Verhalten des Denkmalschutzamtes ist völlig unverständlich, vermutlich liegen dahinter andere Interessen verborgen.“

Die Kulturbehörde argumentiert, dass auch eine Aufnahme in die Denkmalliste die Häuser nicht retten könne. Die Gebäudesubstanz sei zu schlecht, eine Sanierung daher zu teuer, sagte ein Behördensprecher. Dahms glaubt das nicht. „Der Eigentümer hat bisher kein Wirtschaftlichkeitsgutachten vorgelegt, also kann die Kulturbehörde die Kosten gar nicht abschätzen“, sagte er. Dahm hatte sich bereits im Fall der 2010 vom Abriss bedrohten Elbtreppenhäuser mit einem Gutachten eingeschaltet und empfohlen, drei der fünf Häuser unter Denkmalschutz zu stellen. Jene drei Häuser werden nun tatsächlich saniert und nicht abgerissen.

Die Mieterinitiative „Rettet Elisa“ hat jetzt die Aufnahme „Elisas“ in die Denkmalliste beantragt. Für den Fall, dass die Gebäude nicht unter Schutz gestellt werden sollten, haben die Mieter bereits rechtliche Schritte angekündigt: Die Abrissarbeiten könnten dann in einem Eilverfahren beim Verwaltungsgericht gestoppt werden, erklärte Dahms.  ANNIKA LASARZIK