KOMMENTAR: MARCO CARINI ÜBER GRÜNE BEFINDLICHKEITEN
: Schwierige Zukunftssuche

Ideenlos, konzeptlos, ausgebrannt. Nach knapp drei Jahren Schwarz-Grün, Koalitionsbruch, Wahlkampf und Neuformierung in der Opposition wirken die Grünen kraftlos. Das haben auch ihre Wähler registriert, die der GAL eine regierungsfreie Regenerationsphase beschert haben. Zu wenig war der avisierte Partnerwechsel via SPD mit Inhalten unterfüttert – die hatten die GAL in der schwarz-grünen Ehe komplett verschlissen.

Wo die GAL heute inhaltlich steht und welche Kreativ-Impulse sie in naher Zukunft in das politische System noch einzuspeisen hat, weiß heute niemand. Impulse fehlen dort, wo „Weiter so“ nicht mehr geht. So ist die grüne Nabelschau vom Samstag für die GAL lebens- und überlebensnotwendig. Denn spätestens wenn das Atom-Thema an Strahlkraft verliert, braucht die GAL ein runderneuertes Profil, um wieder in die Spur zu kommen.

So sollte die Selbstbespiegelung der GAL nicht belächelt werden, auch wenn sie manchen an den gruppendynamischen Hokuspokus der achtziger Jahre, andere an den Manager-Coachingschnickschnack der Gegenwart erinnert. Nur wenn Basis und Funktionäre der GAL Hand in Hand den Aufbruch zu neuen Inhalten und kommunikativeren Strukturen wagen, auch lieb Gewonnenes in Frage stellen, kann die Partei wieder Schwungkraft gewinnen. Dass die GAL vor allem weniger Friedhofsruhe und mehr Mut zum Streit braucht, ist dabei zumindest ein erstes spannendes Zwischenergebnis.

Das Ziel ist ambitioniert, das Risiko hoch. Bleibt die GAL auf halber Strecke im Befindlichkeitswirrwar stecken, dann drohen ihr schwere Zeiten.