Wilhelm Tacke empfiehlt
: Singen

„Frisia non cantat“, behauptete Tacitus. Woher der das weiß? Nobody knows. Doch der alte Römer hat damit indirekt die Hanseaten noch beinahe 2000 Jahre später verunsichert, wollten die sich doch partout nicht mit den Stadtmusikanten identifizieren, die einer der Grimmbrüder als Dank für Ratskellerweingenuss den Bremern zum Geschenk machte. Bei der Rentnerband könne es sich ja nur im Kakophonisches handeln, würde man vermuten, meinten die Bremer. Kein Wunder, dass es später zur PISA-Katastrophe in der Schulmusik kam, und das zu einer Zeit, wo Heino unablässig das Heideröslein bejodelte. Trotzdem oder gerade deswegen verstummten die Kids in den Schulen, steckten sich Knöpfe in ihre Ohren und ließen singen, statt selbst zu singen. Und wenn sie doch mal ihre Stimmbänder für das bemühten, was deren Name aussagt, dann produzierten sie Gebrüll, wie bei den Werder-Spielen. Ob die 68er auch für derlei Katastrophen verantwortlich sind, wird noch erforscht. Jedenfalls glaubt Dr. Thomas Kroll, der neue Leiter des Atrium Kirche, nicht nur als Katholik per se an das Gute im Menschen, nein, er glaubt auch zu wissen, dass hier und da unentdeckte Talente schlummern und es ein paar Hanseaten gibt, die sich danach sehnen, selbst zu singen, statt sich von Karl Moik und/oder Hansi Hinterseer etwas vorjodeln zu lassen. Wer „Komm lieber Mai und mache“ oder andere Klassiker des Schulmusikunterrichts der Adenauer-Ära und weitere Volkslieder mal zusammen mit ein paar sangesfreudigen oder sangesmutigen Typen just for fun, schmettern will, der hat am Dienstag die allerletzte Gelegenheit Mailieder anzustimmen. Für Katholiken heißt das: Ein Stündchen vor oder nach der 18 Uhr-Messe in der nahen Propsteikirche St. Johann, wo weitergesungen werden kann, Marienlieder zum Maimonat natürlich. Um 17 oder 19 Uhr sind aber auch stimmgewaltige ProtestantInnen wie Atheisten willkommen, vorausgesetzt sie können einigermaßen den Ton halten. Alle die und noch viel mehr sind an weiteren Dienstagen dieses Jahres zum Singen willkommen, nämlich am 17. Juli, 14. August, 18. September, 16. Oktober und 20. November.

Dienstag, 17 & 19 Uhr, Atrium Kirche, Hohe Straße 7

WILHELM TACKE ist Pressesprecher der Katholischen Kirche Bremen