Keine Lebertransplantationen mehr

ORGANSPENDEN In Göttingen werden in Zukunft keine Lebern mehr verpflanzt. Mit dem Transplantationsskandal soll das aber nichts zu tun haben

Zweieinhalb Jahre nach Aufdeckung des Transplantationsskandals am Universitätsklinikum Göttingen sollen dort vom kommenden Jahr an keine Spenderlebern mehr verpflanzt werden. Diese Entscheidung habe aber nichts mit dem noch laufenden Prozess gegen einen ehemals leitenden Chirurgen zu tun, sagte ein Sprecher der Unimedizin am Donnerstag. Anlass für die Entscheidung sei eine strategische Neuausrichtung des Klinikbereichs.

„Das ist ein klares Zeichen für einen Schnitt mit den Geschehnissen im Rahmen der Lebertransplantation der letzten Jahre in Göttingen“, teilte die Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG) dem NDR mit. Ihrer Einschätzung nach sei das der richtige Schritt für einen Vertrauensrückgewinn am Klinikum und für die Transplantationsmedizin generell.

Das neue Leberzentrum an der Unimedizin will sich künftig schwerpunktmäßig um die Versorgung von Patienten mit Lebertumoren kümmern. Wenn Organtransplantationen nötig werden sollten, will die Unimedizin mit der Medizinischen Hochschule Hannover sowie den Unikliniken in Jena, Bonn und Frankfurt kooperieren. Herztransplantationen sollen laut NDR im Universitätsklinikum Göttingen aber auch weiterhin durchgeführt werden.

Im Sommer vor zwei Jahren war der Transplantationsskandal in Göttingen bekannt geworden. Seit August 2013 steht deshalb ein früher leitender Arzt wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung mit Todesfolge vor Gericht.

Er soll diversen Patienten durch Manipulation von medizinischen Daten vorzeitig zu Spenderorganen verholfen haben. Durch dieses Handeln wurden zwar einige Patienten vorzeitig gerettet, andere Schwerkranke könnten aber möglicherweise gestorben sein. Zudem soll er mehreren Patienten ohne ausreichenden medizinischen Grund Lebern übertragen haben. Einige von ihnen waren später gestorben. Darum wirft die Staatsanwaltschaft dem Mediziner versuchten Totschlag in elf Fällen vor.

Ein Termin für das Urteil steht noch nicht fest.  (dpa)