Neue Masche im Görli

GÖRLITZER PARK Die Polizei warnt die Besucher mit einer Flyeraktion vor Drogendealern und Trickbetrügern. Potenzielle Käufer von Cannabis würden in nahe Hinterhöfe gelockt und dort ausgeraubt

Der Himmel ist grau. Die Wiese des Görlitzer Parks ist menschenleer. Auf den Wegen und an den Eingängen indes herrscht an diesem Donnerstag business as usual. Afrikaner stehen in Kleingruppen zusammen, reden und lachen. Zigaretten kreisen, es riecht nach Cannabis. Kommt ein Spaziergänger vorbei, wird er gefragt, ob er Gras kaufen will. Die Luft ist wieder rein. Die Funkstreife hat gerade die übliche Runde durch den Park gemacht und ist gen Ausgang den Blicken entschwunden.

Der Kampf gegen die Drogenhändler gleicht einem Kampf gegen Windmühlen. Nichts hat sich seit Mai verändert, als die regelmäßige Doppelstreife von Polizei und Ordnungsamt eingeführt worden ist. Im Gegenteil. „Neue Masche von Drogenhändlern im Görlitzer Park“, warnt die Polizei in einer Großaktion, die am Donnerstag rund um den Görlitzer Park stattfindet. 40 Polizisten verteilen in Hostels und Restaurants blaue Flyer in Postkartengröße. Links oben befindet sich das Polizeiwappen, rechts oben steht „be Berlin“ und darunter groß und fett in goldener Schrift: „Görli“.

4.000 Stück sind gedruckt worden. Polizeisprecherin Kerstin Ismer vermeldet am Nachmittag „reißenden Absatz“. Die Kollegen hätten schon nachgeordert. Auf der Innenseite des Flyers, der zum Aufklappen ist, wird in Deutsch und Englisch vor Trickdieben gewarnt: „Parkbesucher werden umarmt, angetanzt oder körperlich bedrängt. Währenddessen werden sie unbemerkt bestohlen.“ Mehrere hundert solcher Diebstähle seien in den letzten fünf Monaten angezeigt worden, sagt Ismer.

Eine weitere Warnung richtet sich an potenzielle Käufer von Drogen: „Parkbesucher werden von Drogenhändlern zum Kauf von Drogen aus dem Park gelockt und im schlimmsten Fall ausgeraubt.“ 50 solcher Fälle seien der Polizei bekannt, so Ismer. Die Dunkelziffer sei mit Sicherheit höher. Schließlich zeige niemand gerne an, dass er illegale Drogen kaufen wollte. Gelockt würden die Käufer auf Hinterhöfe, wo angeblich ein ungestörter Drogenverkauf stattfinden solle. Um bis zu 1.000 Euro seien manche Opfer dort von Mittätern der Drogenhändler, teils unter massiver Bedrohung, erleichtert worden.

„Wir sind total abgegessen“, so ein Mitarbeiter eines Projekts im Görli. „Oft werden Taschen von Gästen geklaut, die gerade mal nicht hingeguckt haben“, bestätigt eine Kellnerin. „Vielleicht führt das schlechte Image des Parks endlich mal zu einem Boykott der Dealer“, hofft ein Werbetexter, der mit Polizisten spricht. „Zumal das Cannabis auch nichts taugt“, ergänzt einer der Beamten trocken. PLUTONIA PLARRE