Stefan Osterhaus schaut sich in den Galerien von Berlin um

Reynold Reynolds hat kuratiert. Das erste Mal – und vielleicht auch das einzige Mal, das will er gar nicht ausschließen. Reynolds, der immer wieder in Berlin lebt und arbeitet, wollte einfach mal wieder eine Lanze für sein Medium, die Videokunst brechen, denn er wähnt die Darstellungsform nach wie vor nicht wirklich ernst genommen. „Alive she cried“ heißt Reynolds Show bei der Galerie Zink, die nicht nur der einzelnen Arbeiten, sondern auch des Labyrinths im Souterrain wegen sehenswert ist, das Reynolds geschaffen hat. Es ist verwinkelt, es ist unübersichtlich, Minotaurus hätte seinen Spaß hier unten. Reynolds hat 21 Arbeiten, darunter Bjørn Melhus, Johannes Nyholm und Stacey Steers, zusammengetragen. Das Entree bildet eine Wand von Plattencovern längst verstorbener Größen, ein wenig Morbidität macht sich schon gleich zu Beginn bemerkbar.

Ganz anders das lichte Schaffen von Sunah Choi, die bei Cinzia Friedländer auf der Potsdamer Straße ausstellt: Große Zeichnungen in unkonventioneller Hängung. Es ist eine Auseinandersetzung mit dem öffentliche Raum, mit der Stadt, mit Urbanität an sich. Sie hat ihren Blick auf die Bürgersteige der Stadt gerichtet, und was sie dort an Mustern gefunden hat, auf Papier übertragen. Das Ergebnis ist insofern erstaunlich, als dass die ersten Gedanken um Architektur kreisen, an Skizzen, Entwürfe, die vielleicht abgebrochen wurden, weil sie nicht gelungen sind. Mithin haben Horizontale und Vertikale die Rollen getauscht. Bei aller Filigranität behalten die Papierarbeiten noch etwas Entschiedenes und sehr Klares. Den Zeichnungen stellt sie einen Bauzaun gegenüber, dessen Ecken und Enden verkeilt wirken, ein Ding im Abbruch, aber noch ist es nicht ganz so weit. Den Bauzaun hat sie mit buntem Zeugs behängt – eher Work in Progress als Kunst am Bau. Trotzdem sehr schön.

■ Galerie Zink, Linienstr. 23, 2. 7. , Di–Sa 13–18 Uhr ■ Cinzia Friedländer, Potsdamer Str. 105, bis 27. 8. Mi–Sa 13–18 Uhr