Milch nicht mehr ganz sauber

Das Bremer Radrenn-Team Milram ist von seinem Kapitän Erik Zabel in den Strudel der Doping-Enthüllungen gezogen worden. Sponsor Nordmilch will mit Doping nichts zu tun haben, aber auch nicht auf Zabel verzichten

Tatsächlich war das Unternehmen Nordmilch 2006 mit dem Slogan „die Milch muss sauber sein“ angetreten

Trennt sich Nordmilch von Rad-Sprinter Erik Zabel? Eher nicht. Sieben Stunden haben die Verantwortlichen mit dem Kapitän von Team Milram am Samstag in Bremen zusammen gesessen. Eine Antwort auf die Frage, wie sie mit dem 38-Jährigen weiter verfahren, wollen sie heute geben.

Fest steht schon jetzt: Deutlich bessere Effekte fürs Image wären zu erzielen gewesen, wenn der Bremer Milchmulti die sieben Millionen Euro, die er sich seine professionelle Radsport-Equipe jährlich kosten lässt, in den Erhalt der Werke in Beesten und Isernhagen gesteckt hätte. Die werden dicht gemacht. Doch dem Engagement für den Radsport will man treu bleiben – obwohl es Milram dahin gebracht hat, wo man sich als Lebensmittel-Großproduzent partout nicht sehen will: Tief hinein in den Strudel der Doping-Enthüllungen.

Und das ausgerechnet durch Erik Zabel. Der frühere Telekom-Sprinter war vom Bremer Stall bei der Gründung 2006 als Super-Saubermann der eher schmuddligen Rennradler-Szene verpflichtet worden. Bis Donnerstag hatte er diesen Ruf auch hartnäckig verteidigt. Noch am 30. April – vor exakt vier Wochen also – widersprach er den Enthüllungen des früheren Telekom-Masseurs Jef d’Hont. D’Hont hatte dem Spiegel eine detaillierte Schilderung der Doping-Praxis seines früheren Arbeitgebers geliefert. Zabel war darin „einer der saubersten Fahrer seiner Generation“ genannt worden, der „außer ein paar niedrigen Epo-Dosen kaum etwas genommen“ habe. Lob, auf das Zabel ziemlich gereizt reagierte: „Zu keiner Zeit“ habe er „durch illegale Mittel versucht“, seine Leistung zu steigern.

Nachdem Ex-Telekom-Profi Bert Dietz am Montag im Fernsehen d’Honts Enthüllungen bestätigt hatte, war Zabels Antwort auf entsprechende Anfragen ein verbissenes Schweigen. Bis er schließlich in Bonn vor die Presse trat und bestätigte: D’Honts Aussagen entsprechen der Wahrheit, die von Dietz auch. Er selbst aber habe gelogen.

Milram reagierte darauf – unentschlossen. „Seit der Gründung des Teams“, so Nordmilch-Marketing Vorstand Martin Mischel kurz nach Zabels Beichte, gebe es „ein klares Prinzip: Wer bei uns dopt, fliegt raus“. Was wie die Ankündigung einer Trennung klingt, ist aber keine. Schließlich hat Zabel bei Telekom und nicht bei Milram gedopt. „Für uns“, lobte Mischel im selben Kommuniqué denn auch Zabels Offenheit, „ist jegliche Form von Vergangenheitsbewältigung wichtig.“ Schließlich wolle man „sicher sein, in einen sauberen Radsport zu investieren“. Für die eigene Marke sei nämlich „keinerlei Verbindung zum Thema Doping denkbar“.

Tatsächlich war das Unternehmen, dessen Name für Quark mit diversen Zusätzen steht, 2006 mit dem Slogan „die Milch muss sauber sein“ angetreten. Trotzdem werde die „Kooperation vertragsgemäß fortgeführt“, stellte Mischel klar. Sportlich gesehen eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, denn fürs Team Milram läuft es momentan rund. Zwar ist Zabel bei der Katalonien-Tour eher unter ferner liefen mitgeradelt. Aber es gibt ja noch einen Alessandro Petacchi im Bremer Team. Der ist bisher noch nicht durch Doping aufgefallen. Und er hat beim Giro d’Italia schon zwei dritte und drei erste Plätze geholt.

Schade eigentlich, dass das keinen mehr interessiert. BES