Genmücken gegen Tropenkrankheit

US-Forscher züchten Mücken, die keine Malaria übertragen. Erstmals überleben sie nun auch außerhalb des Labors

BERLIN taz ■ Bisher war es nur ein Traum von Wissenschaftlern, die Tropenkrankheit Malaria mit gentechnisch veränderten Anopheles-Mücken auszurotten. Diesem Ziel sind jetzt US-Forscher an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore, Maryland, einen Schritt näher gekommen. Das Forscherteam um Marcelo Jacobs-Lorena konnte jetzt erstmals zeigen, dass genmanipulierte, malariaresistente Mücken einen Überlebensvorteil gegenüber ihren nichtmanipulierten Artgenossen haben.

Der Versuch, das Sumpffieber mit genetisch manipulierten Mücken auszurotten, ist nicht neu. Doch bisher sind alle derartigen Bemühungen daran gescheitert, dass die Insekten nicht „fit“ genug waren, um sich auch unter natürlichen Bedingungen durchzusetzen.

Den Forschern aus Baltimore ist es nun gelungen, Mücken genetisch so zu verändern, dass dadurch der komplizierte Entwicklungsprozess der Malariaerreger in dem Insekt unterbrochen wird. Infizierte Mückenweibchen können dann die tödlichen Einzeller nicht mehr auf den Menschen übertragen.

Ein früherer Forschungsansatz wollte mit steril gemachten und in großer Anzahl freigesetzten Männchen die Fortpflanzung aller Mücken einer Region unterbinden. Anderen Forscherteams gelang zwar mittels Gentechnik die Mücken so zu verändern, dass die Malariaerreger sich in ihren Körpern erst gar nicht entwickelten. Diese Labormücken sollten ihre Resistenzgene an die Wildpopulation weitergeben und so nach und nach alle für Malaria empfänglichen Mücken verdrängen. Doch die bisherigen Züchtungen waren schon nach kurzer Zeit wieder aus der Umwelt verschwunden. Erst die neuen Labormücken aus Baltimore sollen fit genug sein, um sich außerhalb des Labors durchzusetzen. Das zeigt die gestern von den US-Forschern in dem Fachmagazin PNAS veröffentlichte Studie. „Diese Studie liefert den experimentellen Nachweis, den wir dringend gebraucht haben“, sagte Andrea Chrisanti vom Imperial College in London. Chrisanti hatte vor einigen Jahren selbst Populationsstudien mit Gentechmücken durchgeführt – allerdings erfolglos.

Doch vor zu viel Euphorie warnen selbst die US-Forscher. Denn sie benutzten eine Anopheles-Art, die in Asien beheimatet ist. Um in Afrika, dem Hauptverbreitungsgebiet von Malaria, wirksam gegen die Krankheit vorgehen zu können, müsste eine andere Anopheles-Art resistent gemacht werden. Auch arbeiteten sie lediglich mit einem Malariaerreger der nur Mäuse befällt. Für Menschen ist er ungefährlich. Noch nicht erwiesen ist, ob die Versuchsergebnisse mit einer anderen Mückenart und einem anderen Malariaerreger wiederholbar sind. Daher „sind wir auch noch Jahre davon entfernt, einen Feldtest durchzuführen“, sagte der an der Studie beteiligte Forscher Jason Rasgon. WOLFGANG LÖHR