Weiter gegen den Abriss

GENTRIFIZIERUNG Die BewohnerInnen der Esso-Häuser fordern Runden Tisch und bekommen Rückenwind

Lindenberg warf dem Investor vor, den echten Rock’n’Roll dieser Stadt zu zerstören

Die BewohnerInnen der Esso-Häuser haben zu einem Runden Tisch über die Zukunft ihrer Häuser eingeladen. Damit wollen sie versuchen, den Abriss des Ensembles mit der berühmten Tankstelle doch noch zu verhindern. In den vergangenen Tagen hatten sie Rückenwind bekommen: Eine Reihe von Künstlern kritisierte den geplanten Abriss.

Der Sänger Udo Lindenberg warf dem Bezirk und dem Investor vor, den echten Rock’n’Roll dieser Stadt zu zerstören. „Sie zerkloppen Stein für Stein von unsrer alten Heimat für die aufgeblasenen Schickimicki-Vampire“, sagte er dem Hamburger Abendblatt. Thomas Collien, der Intendant des St. Pauli-Theaters, bat in der Zeitung darum, „einem alten Kiezkörper nicht das Herz rauszureißen“. Zuvor hatte der Musiker Ted Gaier angekündigt, die Reeperbahn mit einer Kunstaktion zu sperren, um die Häuser zu retten.

Die BewohnerInnen werfen dem Bezirksamt Mitte und dem Investor Bayerische Hausbau in einer Presseerklärung vor, hinter ihrem Rücken den Abriss der Häuser beschlossen zu haben. Seit Monaten sei versichert worden, es handele sich um einen langfristigen Prozess, in den die Initiative eingebunden werden solle. Beim jüngsten Gespräch sei die Initiative jedoch vor vollendete Tatsachen gestellt worden, behaupten die AnwohnerInnen. Deshalb „beruft“ sie einen Runden Tisch ein, mit den Investoren, Vertretern der Politik, Fachleuten, BewohnerInnen und Nachbarn.

Der GAL-Wahlkreisabgeordnete Farid Müller unterstützte die Forderung der Bewohner nach einem Moratorium. „Mein Eindruck ist, der Investor ist gesprächsbereiter als die SPD“, sagte er der taz.

Die SPD verteidigt das Projekt: Es entstünden zusätzliche Sozialwohnungen. Die heutigen Mieter könnten zurückkehren. KNÖ