Bröckelt die Mitte?

Eine Studie der Herbert-Quandt-Stiftung, deren Ergebnisse im April veröffentlicht werden sollen, rückt die Situation und Entwicklung der Mittelschicht in den Fokus. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Mittelschicht in Deutschland keineswegs in einer Krise sei, wie derzeit populär behauptet wird. Der Soziologe Stefan Hradil, der Historiker Paul Nolte und der Ökonom Martin Werding konzentrieren sich bei dem Forschungsprojekt „Die Zukunft der gesellschaftlichen Mitte in Deutschland“ auf die grundsätzliche Situation des Mittelstandes und deren historische Wandlung.Die Forscher der ersten großen Mittelschichtsstudie Deutschlands stellen dabei heraus, dass die Kontinuität und Stabilität der Mittelschichten größer sei, als sie wahrgenommen werde. „Die empirische Basis für die These, die soziale Krise Deutschlands habe nun auch die Mittelschicht erreicht, ist schwach“, resümiert der Historiker Paul Nolte. Allerdings sei die Mittelschicht an ihren Rändern bedroht und der Aufstieg in die Mittelschicht durch prekäre Arbeitssituationen zunehmend erschwert.Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vorab berichtete, folgern die Wissenschaftler aus ihren Ergebnissen, dass verschiedene Maßnahmen erforderlich sind, um eine Verschlechterung der Situation zu vermeiden: Es müsse intensiver in die Mitte investiert werden, mehr Durchlässigkeit und Chancengleichheit müssten geschaffen werden. Bildung gilt als wichtigster Zugang in die Mitte, daher müsse, so die Wissenschaftler, die neue Migranten-Mittelschicht besonders gefördert werden. POUYEH ANSARI