SOUNDTRACK

Wenn sich jemand entscheidet, Frust statt in Kneipenschlägereien fortan in Musik zu entladen, haben meist alle mehr davon. Das war bei den Afghan Whigs nicht anders und hat Greg Dulli statt jeder Menge Krankenhausaufenthalten bescheidenen Ruhm eingebracht: gerade mal drei Jahre musste er Ende der 1980er seinen guten Vorsatz durchhalten, bis die Alternative Rocker mit dem R&B- und Souleinschlag als erste nicht-lokale Band beim legendären Label Sub Pop unterzeichnen durften – und mit „Congregation“ haben sie dem dann einen der Klassiker der Nirvana-Ära geschenkt. Befremden riefen bei Konzerten allerdings immer Dullis halbstündige Zigarettenpausen nebst mehr, meist weniger geglückter Statements zur Politik des Sexuellen hervor. Das allerdings verwandelte sich zunehmend in Faszination und Dulli genoss bald den Ruf eines egozentrischen Eigenbrötlers – was im Rockgeschäft selten schadet. Und als sich die „afghanischen Perücken“ schießlich auflösten, hatte Dulli mit den Twilight Singers (Foto) längst ein anderes Projekt an der Hand: Erste Demos mit einer für den Sänger der eher komischen Afghan Whigs ungewöhnlich düsteren Stimmung wurden zwar schon früher aufgenommen, 2000 mit den Elektronik-Produzenten Fila Brazilia überarbeitet und als „Twilight as Played by the Twilight Singers“ bei Columbia veröffentlicht. Unterbrochen von der Eröffnung einer eigenen Bar in Los Angeles und dem Tod seines Freundes Ted Demme, setzte Dulli die musikalische Reise in die zwielichtigen Ecken der menschlichen Psyche aber erst im Herbst 2003 mit „Blackberry Belle“ fort. Gescheiterte Liebe, Verlust, der Kampf mit Dämonen und Drogen lieferten auch den Rahmen für die weitere Untersuchung der Düsternis auf „She Loves You“. Überraschend also, dass es nun auf „Dynamite Steps“ mitunter wieder mehr Licht gibt. Was da passiert ist, wird Greg Dulli am Mittwoch sicher im Knust erzählen. Der Mann kann sowas immer noch schlecht an sich halten. Mi, 29. 6., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 Noch die kälteste, dunkelste Nacht mit kuschlig-warmer Behaglichkeit auszufüllen, ist hingegen schon immer die große Stärke und Notwendigkeit der kanadischen Weakerthans. Und zwar ohne den sonst damit verbundenen Eskapismus: der Blick in die düstere Außenwelt wird stets nicht nur von eingängigen countryesken Indieriffs begleitet, sondern immer auch von jeder Menge Poesie, poststrukturalistisch geschultem Nachdenken und kämpferischer Positionierung. Und nein, das ist keineswegs anstrengend und niemals nervig. Di, 28. 6., 21 Uhr, Gruenspan, Große Freiheit 58 ROBERT MATTHIES