KUNSTRUNDGANG
: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Trauerspiel oder Running Gag, das Gerede um die Kunsthalle(n) beginnt zu nerven. Ob die Institution nun durch Hamburger Bahnhof und Bethanien gespeist, als Wölkchen mit leichter Kost lockend oder als temporäre Ausstellungshalle führender Galerien durchdekliniert wird, die Varianten begeistern wenig. Und auch wenn die Idee, Kunst und Musik in einem morbiden Industriekomplex zu präsentieren, der neueren Berliner Kunstgeschichte angemessen scheint, die Module, aus denen sich das Modem bislang zusammensetzt, motivieren wenig. Tresorbetreiber Dimitri Hegemann und die KuratorInnen Markus Richter und Sabrina van der Ley mögen zwar die Entwicklungen seit den Achtzigern berücksichtigen, die Eröffnung des Tresors enttäuschte aber: pastellene Wandarbeiten im Acid-House-Schick am Eingang, eine blitzende Glaskugel im Batterieraum, Scherenschnitte von Passanten und Projektionen spielender Kinder des Straßenkünstlers Nomad, die die Ruine belebten, in der das Modem entsteht. Etwas mehr Präsenz hätte man sich von Richters und van der Leys – immerhin Künstlerische Leiterin des Art Forums – Sachverstand schon gewünscht. So wird die Kunst zum Marketingtool und die Szene erinnert an einen Kleingärtnerverein.

Ein ungerechter Vergleich, besucht man derzeit die Gartenkolonie Habsburg. Zwischen den Werken von fünfzehn KünstlerInnen, wie den mobilen Gärten von Timo Klöppel, einer die Kolonie verknüpfenden Maulwurfsüberwachungsanlage von Lis Blunier oder den luftigen Skizzen Bruna Espositos, wächst nicht nur Birgit Cauers Weidenskulptur und das grüne Zimmer von Simone Zaugg. Hier wächst auch Zufriedenheit, und man entspannt sich ganz ohne Kunsthalle. Wäre nicht die Frage, wie viele Institutionen noch mit öffentlichem Geld am Leben erhalten werden sollen.

Modem & Tresor, Köpenicker Str. 70, Osmose 07 – Kunst & Kleingarten, bis 1. Juli, tgl. 0–24 Uhr, Aktionen: samstags 15–18 Uhr, Eingänge: Gaußstr., Lise-Meitner-Str., Charlottenburg