ADAC: Eine Ampel muss weg!

VERKEHR Die Frage ist: Wie viele Wagen darf ein einzelner Fußgänger stoppen? Der Club der Autofahrer hat auf der Kurfürstenallee Rotphasen gezählt

10.000 PKWs werden an der Ampelanlage in Höhe der Carl-Severing-Straße in der Vahr jeden Tag gestoppt, damit rund 500 Radfahrer und knapp 200 Fußgänger die vierspurige Kürfürstenallee überqueren können.

■ An der Brandenburger Straße sind es 8.000 PKWs für 300 Radfahrer und 350 Fußgänger.

■ Jedes Anfahren „kostet“ 0,03 Liter Benzin und 57 Gramm CO2.

Von KLAUS WOLSCHNER

Drei Fußgänger-Ampeln in der Kurfürstenallee in Schwachhausen bewegen die bremischen Gemüter. Nun hat der ADAC Weser Ems eine Verkehrszählung durchgeführt. Fazit: Die Ampel Metzer Straße zum Beispiel wird rund 470 Mal jeden Werktag zwischen 7 und 19 Uhr gedrückt, 6.000 PKWs werden damit gestoppt – für gut 400 Fußgänger und 670 Radfahrer. Viele davon sind Schüler der Waldorfschule, die die dortige Fußgängerbrücke mühelos schaffen würden. Eine wirkliche Barriere wäre die Brücke nur für ganz wenige gewesen, soweit man das per Augenschein sagen könne, so der ADAC. Das Stop-and-go an den drei Ampeln kostet aber 160.000 Liter Benzin jedes Jahr und produziert zusätzlich rund 300 Tonnen CO2.

„Eigentlich müssten die Ampeln weg“, folgert der ADAC aus diesen Zahlen, konkret gibt er sich dann aber kompromissbereit: Nur die Ampel an der Carl-Severing-Straße in der Vahr soll ganz weg, in diesem stadtfernen Bereich soll dann auch wieder Tempo 70 gelten. Für die beiden Ampelanlagen im Stadtteil Schwachhausen fordert der ADAC längere Wartezeiten für die, die die Ampel-Taste drücken, um die Straße zu überqueren, und eine grüne Welle mit der nächsten Ampelanlage, die die Einmündung in die Schwachhauser Heerstraße regelt.

Der ADAC hat seine Untersuchung durchgeführt, ohne das Amt für Straßenbau (ASV) oder den Beirat Schwachhausen, der die Ampeln seit Jahren gefordert hat, zu kontaktieren. Die Verlängerung der Wartezeiten für Fußgänger sei längst geplant, sagt Martin Stellmann vom ASV, und über Sensoren auch eine Anpassung der Ampelphasen an den Verkehrsfluss. Das sei im Januar noch nicht möglich gewesen, weil noch Erdkabel zum Verkehrsrechner verlegt werden mussten. Die Ampelphasen könnten optimiert werden, findet auch Ralf Saxe, einer der grünen Verkehrspolitiker, die auf Beiratsebene seit Jahren für diese Ampeln gestritten hatten. Insbesondere war vorher gesagt worden, die drei Ampeln könnten so untereinander koordiniert werden, dass normalerweise niemand zwei- oder dreimal halten müsse.

Das eigentliche Problem liegt aber darin, dass für den ADAC die Kurfürstenallee fast ein Autobahnzubringer ist, für das ASV aber eine normale Stadtstraße. „Das war die einzige Stadtstraße, an der es für die Fußgänger keine Ampeln gab“, sagt Stellmann. Dass mal zehn, zwanzig Autos halten müssen, um zwei Fußgänger herüberzulassen, sei an anderen Stadt-Ampeln auch so. Und wenn das morgens im Berufsverkehr mehr seien, weil mehr Verkehr in die Stadt dränge, dann finde der Stau spätestens an der Schwachhauser Heerstraße vor der dortigen Ampelanlage statt.

Der Streit um die parkenden Autos unter dem Concordia-Tunnel, sagt Stellmann, sei beendet, nachdem das ASV dort eine Webcam angebracht habe – „da kann jeder sehen, wie der Verkehr trotzdem fließt. Seitdem ist Ruhe.“ Notfalls werde man das auch auf der Kurfürstenallee machen.