Gefährliche Bakterien aus dem Kochtopf

Das Klinikum Dortmund kämpft gegen Salmonellen. Jährlich sterben bis zu 120 Menschen in Deutschland an einer Infektion mit Salmonellen. Vor allem Säuglinge sowie kranke und alte Menschen sind gefährdet. Eine gefährliche Infektionsquelle ist rohes Fleisch

Ein idealer Nährboden für Salmonellen ist das Auftauwasser von zuvor tiefgefrorenen Nahrungsmitteln

Im Klinikum Dortmund grassieren die Salmonellen: Seit Pfingsten sind 17 Patienten und fünf Mitarbeiter an einer Salmonellen-Infektion erkrankt. In 24 weiteren Fällen bestehe der Verdacht auf eine Erkrankung, teilte das Krankenhaus gestern mit. Keiner der zwischen 39 und über 80 Jahre alten Infizierten befinde sich aber in einem bedrohlichen Zustand. Damit hat sich die Zahl der Infizierten seit Wochenbeginn um 17 erhöht. Am Klinikum wird unterdessen weiter fieberhaft nach der Ursache gefahndet – bislang ohne Erfolg.

Nach ersten Erkenntnissen des Dortmunder Gesundheitsamtes könnte der Auslöser für die Salmonellen-Fälle ein Lebensmittel aus der Krankenhausküche gewesen sein. Was für ein Lebensmittel, war zunächst nicht bekannt. Zu den häufigsten Infektionsquellen zählen rohes Fleisch, insbesondere Geflügel und Wild, sowie Eier, Fische, Krusten-, Schalen- und Weichtiere. Idealer Nährboden, auf dem sie sich vor allem bei sommerlichen Temperaturen rasant vermehren können, ist für Salmonellen das Auftauwasser von zuvor tiefgefrorenen Nahrungsmitteln.

Salmonellen sind stäbchenförmige Bakterien. Sie lösen beim Menschen Infektionen – so genannte Salmonellosen – aus, die von einer einfachen Darminfektion bis zu schweren Typhus- Erkrankungen reichen. Zu den Symptomen einer Infektion zählen Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwächegefühl und Fieber. Vor allem bei Säuglingen, kranken und alten Menschen können Salmonellosen sehr schwer verlaufen. Nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts gibt es in Deutschland pro Jahr 70 bis 120 Todesfälle im Zusammenhang mit Salmonellen. Darunter seien vor allem ältere, geschwächte Menschen. Salmonellosen gehören zu den meldepflichtigen Krankheiten.

Erst kürzlich hatte eine Salmonellen-Epidemie am Klinikum Fulda gewütet. Einen Zusammenhang mit den dortigen Fällen sei aber unwahrscheinlich, so die Leiterin des Gesundheitsamtes der Stadt Dortmund, Annette Düsterhaus. Dort hatten sich bei einer Epidemie in den vergangenen vier Wochen über 260 Menschen mit Salmonellen angesteckt, zwei starben. Auch in drei Kindergärten in Neuss und Korschenbroich waren 37 Kinder an Salmonellen erkrankt.

„Die infizierten Patienten sind vergleichsweise gut dran. Keiner ist gefährdet oder schwer krank“, erklärte der ärztliche Direktor des Klinikums Dortmund, Kuno Schnelle. Die 24 weiteren Verdachtsfälle zeigen nach Klinikangaben typische Anzeichen für eine Salmonelleninfektion wie Durchfall und Bauchkrämpfe. Ihre Stuhlproben werden derzeit untersucht.

„Mit Sicherheit war ein Lebensmittel aus dem Haus die Ursache“, sagte Gesundheitsamtsleiterin Düsterhaus. Derzeit würden Proben aller Mahlzeiten seit Dienstag vergangener Woche untersucht. „Es gab kein Gericht, das alle infizierten Patienten gegessen haben“, so Düsterhaus. Da es nur wenige Infektionen gab, geht sie davon aus, dass nur einzelne Portionen nicht ausreichend lange erhitzt wurden. „Es kann sein, dass wir den Auslöser nicht mehr finden können“, sagte Düsterhaus.

Um weitere Infektionen zu verhindern, werden derzeit auch die Stuhlproben aller Mitarbeiter der betroffenen Stationen sowie der rund 150 Küchenangestellten auf Salmonellen hin untersucht. Die erkrankten Patienten wurden auf Einzelzimmer oder mit anderen Infizierten zusammen gelegt. Ärzte, Pfleger und Besucher dürfen die entsprechenden Räume nur mit Spezialkittel und Handschuhen betreten und müssen anschließend ihre Hände desinfizieren.

„Im gesamten Krankenhaus finden derzeit zusätzliche Visiten statt, damit wir erkrankte Patienten sofort ausmachen können“, sagte Manfred Fiedler von der Geschäftsführung des Klinikums. Darüber hinaus wolle man eventuell den Speiseplan des Krankenhauses ändern und Lebensmittel wie Eier und Geflügel, die häufig Salmonellen übertragen, vorläufig streichen. Ein Aufnahmestopp bei den Patienten sei aber bisher nicht geplant.

Die Klinikleitung betonte, Salmonellen-Infektionen im Krankenhaus seien äußerst selten. „Ich kann mich an keinen solchen Fall in den vergangenen 20 Jahren erinnern“, sagt der ärztliche Direktor Schnelle. DPA/TAZ