klage gegen diakonie
: Selbstgerechte Auslese

Das Prozedere grenzt an geistige Kleinstaaterei: Da soll eine Pädagogin auch muslimische Migranten betreuen, selbst aber brave Christin sein und so quasi die „Gegenseite“ repräsentieren. Fast so, als müsse man die Grenzen des Glaubens doppelt und dreifach sichern.

KOMMENTAR VON PETRA SCHELLEN

Es ist eine eigenartige Personalpolitik, die die Hamburger Diakonie betreibt, die aber durchaus Bundespolitik spiegelt. Auch die versteht unter Integration eher das Verkünden von „Leitkultur“ als aufmerksames Miteinander. Fehlte noch, dass man zurückfiele in jene Diskurse, die minutiös eruierten, ob die Hostie vor dem Abendmahl oder während desselben zum Leib Christi werde.

Überraschend nur, dass sich in Hamburg nicht eine erzkonservativ-katholische, sondern eine protestantische Organisation zu derlei Spitzfindigkeiten hinreißen lässt. Dass sie sich weigert, zwischen Glauben und beruflicher Qualifikation zu trennen. Doch das hat Gründe. In Wirklichkeit interessiert nicht, was einer denkt. Und dass sich die Maximen der Weltreligionen ähneln, weiß auch der Diakon.

Nein, es geht hier um die Verteidigung einer ideologischen Bastion, die angesichts massiver Kirchenaustritte gewaltig bröckelt. Ein Diaspora-Syndrom, möchte man meinen. Ein Fanatismus auch, den man oft Muslimen vorwirft. Aber in diesen Dingen messen auch Protestanten gern mit zweierlei Maß.