SPD surft auf FDP-Welle

HOCHSCHULE FDP-Antrag zu Hochschul-Fusionen soll Ausgangspunkt für Strukturdebatte sein. SPD-Politiker schließt Studienplatzabbau nicht aus

Will man keine Zwei-Klassen-Gesellschaft, würde eine eine Fusion von Hafencity-Uni und TU teuer

Die FPD-Fraktion in der Bürgerschaft will prüfen lassen, ob die Fusion von Hafencity-Universität (HCU) und Technischer Universität Harburg (TU) den Wissenschaftsetat vom Spardruck entlasten könnte. HCU-Präsident Walter Pelka nannte diesen Antrag in einem offenen Brief „im besten Fall unqualifiziert“, da eine solche Fusion in jedem Fall teurer werde. Auch die SPD warnte vor „Schnellschüssen“, nahm den Ball dann aber dankbar auf.

Es sei zu begrüßen, dass die FDP überhaupt einen strukturellen Vorschlag mache und nicht wie die anderen Parteien „nur auf der Protestwelle surfe“, sagte der SPD-Politiker Phillip-Sebastian Kühn. Er regte an, über eine gemeinsame Klammer für alle drei technischen Hochschulen zu sprechen und nannte dabei auch die Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW).

Der in den Fachausschuss überwiesene FDP-Antrag solle Ausgangspunkt für eine Diskussion über strukturelle Veränderungen sein. Die Rede ist auch von einem Hochschulentwicklungsplan, der ab 2013 greifen könnte. Kühn: „Wenn wir die Unterfinanzierung der Hochschulen abstellen wollen und es nicht mehr Geld gibt, wird man sich auch über Punkte wie Leistungsreduzierung unterhalten müssen“. Ob es dabei um Studienplatzabbau oder Verwaltungsverschlankung oder andere Dinge gehe, müsse man sehen.

Bis 2015 ist Hamburg durch den bundesweiten Hochschulpakt noch verpflichtet, seine Studienplatzzahl zu halten. Dieser im Jahr 2007 geschlossene Pakt beschert den größeren Hochschulen Uni, HAW und TU in diesem Jahr einen Geldsegen. Berlin überweist 63 Millionen Euro rückwirkend für bereits aufgenommene Studienanfänger.

„Frau Schavan rettet Frau Stapelfeld“, sagte HAW-Präsident Michael Stawicki, der zugleich Präsident der Landeshochschulkonferenz ist. Dieses Geld löse die Probleme für dieses Jahr und vielleicht auch noch für 2012. „Danach muss es aber eine Perspektive geben“.

Probleme bereiteten vor allem die noch von Schwarz-Grün aufgelegten Sparmaßnahmen und der fehlende Inflationsausgleich, wenn diese bis 2020 fortgeschrieben würden. Von den Fusionsplänen hält Stawicki nichts. „Wenn man sparen muss, ist das die dümmste Idee, denn dafür muss man Geld in die Hand nehmen“. Auch räumlich wäre eine Fusion schwierig.

HCU-Präsident Pelka verwies in seinem Brief auf die unterschiedlichen Kosten. An der TU seien 600.000 Euro pro Professur eingeplant, an seiner Bau-Universität aber lediglich 245.000 Euro. Wolle man keine „universitäre Zwei-Klassen-Gesellschaft“, müsse es eine Angleichung geben. Die HCU, die 2006 aus Kunsthochschule, HAW und Teilen der TU hervorging, sei seit ihrer Gründung unterfinanziert. Das erkennt auch die SPD an. Am Dienstag spricht ihre Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt erneut mit den Hochschulpräsidenten. KAIJA KUTTER