unterm strich
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Der Schriftsteller Wolfgang Bächler ist – wie erst jetzt bekannt wurde – am 24. Mai in München im Alter von 82 Jahren gestorben. Der gebürtige Augsburger, der seit Jahren zurückgezogen in München lebte, veröffentlichte auch Prosa und Essays, wurde aber vor allem als Lyriker in den ersten Nachkriegsjahrzehnten viel beachtet. Bächler war, auch wenn ihn die Literaturgeschichten selten an prominenter Stelle nennen, das jüngste Gründungsmitglied der die Literatur der Nachkriegszeit bestimmenden Autoren-Vereinigung „Gruppe 47“. Bereits mit seinem 1950 erschienenen ersten Gedichtband „Die Zisterne“ sorgte er für Aufsehen. Für seine frühe Lyrik erhielt er viel Lob von Autoren wie Thomas Mann, Gottfried Benn und Peter Huchel. Von schweren Depressionen und Schaffenskrisen geplagt, verschwand Bächler in den folgenden Jahrzehnten allerdings zusehends aus der Wahrnehmung des Kulturbetriebs. Als „einen Sozialisten ohne Parteibuch, einen Deutschen ohne Deutschland, einen Lyriker ohne viel Publikum“ hat er sich selbst bezeichnet. Ein Erfolg gelang ihm noch einmal mit seinem Prosaband „Traumprotokolle. Ein Nachtbuch“, den er 1972 veröffentlichte. Bächler war aus therapeutischen Gründen angeraten worden, das, was ihn nachts aus dem Unterbewusstsein heraus bedrängte, schriftlich zu fixieren und zu objektivieren.

Nach den „Traumprotokollen“ veröffentlichte Bächler für mehr als zehn Jahre kein weiteres Buch mehr, war aber in den Siebzigerjahren in kleineren Rollen in Filmen von Regisseuren des Neuen Deutschen Films wie Werner Herzog oder Peter Lilienthal zu sehen. Als „Wiederbegegnung mit einem zu Unrecht vergessenen Lyriker“ wurde sein Auswahlband „Ausbrechen. Gedichte aus 30 Jahren“ (1976) von der Kritik einhellig begrüßt. Drei Jahre später erschien mit „Stadtbesetzung“ ein Prosa-Sammelband mit Texten aus den Jahren 1948 bis 1979. Gedichte, die die ungesicherte Existenz zum Thema hatten, folgten 1982 unter dem Titel „Nachtleben“. Für Wieland Schmied, den langjährigen Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, hat Bächler einige der schönsten Gedichte in deutscher Sprache nach 1945 geschrieben.