Aufstand der Rechtlosen

SALSA-PUNK Auf ihrem neuen Album gehen Los de Abajo deutliche Schritte Richtung Cumbia, Rap und Salsa

Wo oben und unten ist, wissen Los de Abajo genau. Nicht umsonst tragen die Mexikaner das „unten“ schon im Namen. „Wir verstehen uns als Rechtlose und protestieren gegen die Verhältnisse“, erklärt Canek Cabrera, der Trompeter und Rap-Fan der Band. Dabei hat die in Mexikos Untergrund längst Kultstatus und ist gut befreundet mit Pantéon Rococó oder Maldita Vecindad.

Ähnlich wie jene gehen sie konsequent ihren eigenen Weg, produzieren im eigenen Studio nicht nur die eigenen Platten, sondern auch die vom musikalischen Nachwuchs. So sind die zehn Musiker längst zu einem Fixpunkt im Mikrokosmos der linken politischen Musik-Szene von Mexiko City geworden.

Der gehören sie seit Anfang der 1990er Jahre an und ihre Solidarität mit den Zapatisten ist bis heute eine Konstante. Die Musik der Band, die von der Straße kommt und dort auch immer noch gern agiert, hat sich allerdings im Laufe der Jahre merklich gewandelt. Weniger Rock und weniger Ska und deutlich mehr Cumbia, Rap und Salsa ist auf der letzten Platte „Actitud Calle“ zu hören. Und auch der gehörige Schuss Polka ist ausgesprochen markant. Salsa-Punk wird das in Mexiko-Stadt schon mal genannt.

Das Gros der überaus tanzbaren Stücke stammt aus der Feder von Canek Cabrera. Der singende Trompeter setzt sich gemeinsam mit seinen derzeit neun Kollegen mit den Verhältnissen in seinem Heimatland auseinander. So zum Beispiel in „Sueño Americano“, ein Stück über den amerikanischen Traum – und die bittere Realität der Migration von Süd nach Norden. Von den getrennten Familien, vom gefährlichen Weg durch die Wüste, an den Grenztruppen und Kartellen vorbei – oder eben auch nicht –, handelt das auf den ersten Eindruck so fröhliche Stück.

Texte, die die Verhältnisse in Mexiko schonungslos auf den Punkt bringen, sind eine Spezialität von Los de Abajo. Dabei bleibt der Spaß aber nicht auf der Strecke, wie das großartige „Que sera“ vom neuen Album beweist. Nach schwülstigem Beginn mutiert das Stück zu einer mitreißenden Polka-Hymne. Die wird sicherlich auch am Mittwoch in der Fabrik zu hören sein, wenn Los de Abajo ihren mitreißenden musikalischen Potpourri intonieren. Der wird wie gewohnt mit reichlich aktuellen Informationen über die bittere mexikanische Realität gewürzt sein.KNUT HENKEL

■ Mi, 29. 6., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36