taz-serie „wie retten sie die welt? heute: unternehmer uwe abraham : „Ich rette extrem unbekannte Tiere wie die Grenada-Taube“
Auf dem G-8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm treffen sich die Mächtigen der Welt, um zu besprechen, wie es mit unserem Erdball weitergehen soll. Antworten – das ist jetzt schon klar – werden sie keine finden. Sie brauchen Nachhilfe. „Wie retten Sie die Welt“, fragt die taz deswegen bis zum Gipfeltreffen jeden Tag eine/n interessante/n Berliner/in.
„Man könnte mich einen Unternehmer nennen. Ich bin Geschäftsführer der Betreibergesellschaft des größten freistehenden Aquariums der Welt, dem AquaDom im Radisson Hotel in Mitte. Ich habe ein Ingenieurbüro für Straßenbau und bin Teilhaber einer Grundstücksentwicklungsgesellschaft. Politisch komme ich aus der alten linksradikalen, grünen Tradition. Um es auf eine Formel zu bringen: Ich setze mich für den Erhalt der Grundlagen des Lebens ein. Erhalt der Biodiversität klingt mir zu hochtrabend. Ich will bewahren, was zur Welt gehört. Ich will verhindern, dass es durch Unachtsamkeit oder Profitgier verschwindet.
Vor sechs Jahren habe ich in Berlin die Regionalgruppe der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) mitbegründet. Intention der ZGAP ist, extrem unbekannte Tiere zu schützen. Keine Bengaltiger oder afrikanischen Elefanten, sondern Tiere, die so selten sind, dass es kaum jemandem auffällt, wenn sie aussterben. Bundesweit hat die ZGAP ungefähr 800 Mitglieder. Viele sind Veterinäre, Tierpfleger oder Zoodirektoren. Also Leute, die beruflich mit Tieren zu tun haben. In unserer Gruppe in Berlin machen zirka 30 Leute mit, die ganz unterschiedliche Berufe haben.
Wir treffen uns einmal im Monat zum Plenum, die Arbeitsgruppen öfter. Ziel ist, jedes Jahr mindestens ein neues Projekt anzuschieben. Wir sammeln Geld, machen Öffentlichkeitskampagnen. Dabei geht es natürlich nicht nur um den konkreten Artenschutz, sondern auch darum, die bedrohten Lebensräume der Tiere zu bewahren.
Im Moment versuchen wir, ein Projekt zur Rettung der Grenada-Taube aus dem Boden zu stampfen. Wenn nichts passiert, ist sie in ein bis zwei Jahren ausgestorben. Grenada ist eine kleine Insel in der Karibik. Die Taube ist der Nationalvogel. Trotzdem hat die Regierung das Taubenschutzgebiet an eine Entwicklungsgesellschaft veräußert, die dort eine riesige Hotelanlage plant. Zusammen mit zoologischen Gärten und internationalen Artenschutzorganisationen versuchen wir, ein Nachzuchtprogramm auf die Beine zu stellen. In Kuba ist uns das bereits mit der bedrohten Blaukopf-Erdtaube gelungen. In der dortigen Nachzuchtstation sitzen die ersten Tauben schon auf den Eiern.
Auch der vom Aussterben bedrohte Mekong-Riesenwels, der größte Süßwasserfisch der Welt, steht auf unserer Agenda. Wir finanzieren ein Forschungsprojekt mit, das rausfinden soll, wo der Fisch ablaicht. Man nimmt an, in Südchina. Das Projekt zur Rettung des Vulkankaninchens in Zentralmexiko mussten wir bedauerlicherweise einstellen, weil wir in Mexiko keinen Kooperationspartner gefunden haben.
Einige von uns fahren auch vor Ort, um sich dort vom Fortgang zu überzeugen. Ich habe dazu leider kaum Zeit. Aber auch in Berlin gibt es viel zu tun. Ich verschenke zum Beispiel Aquarien an Hauptschulen. Aquarien, weil sie mit Technik zu tun haben und zum Beobachten animieren. Mir geht es darum, das Interesse von jungen Leuten zu wecken, die sonst nur an ihrem Handy rumfummeln und SMS verschicken.“
PROTOKOLL: PLUTONIA PLARRE
Uwe Abraham, 56, ist Ingenieur