LESERINNENBRIEFE
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Befremdliche Berichterstattung

■ betr.: „Gegenwind für die GDL“, taz vom 27. 10. 14

Es ist befremdlich, wie die Berichterstattung über den GDL-Streik bei der Deutschen Bahn in den Medien behandelt wird. Nun soll es angeblich auch noch massiven Widerstand in der Gewerkschaft gegen Herrn Weselsky geben. Fakt ist doch nach meinen Informationen und Recherchen, dass niemand in der GDL-Basis einen Rücktritt von Herrn Weselsky fordert! Die angebliche Initiative, die hier zitiert wird, ist eine kleine Gruppe von teilweise abgewählten Personen in der Führungsebene der Gewerkschaft. Es ist eindeutig klar, dass man hier versucht, einen angesehenen Gewerkschaftsführer medienwirksam zu diskreditieren und zu demontieren, ihm machtpolitische Wahnvorstellungen zu unterstellen und ihn zum „meistgehassten Mann im Lande“, wie es der Moderator des „heute-journals“, Claus Kleber, kürzlich in der Nachrichtensendung völlig unfair formulierte, hochzustilisieren. Und die Meldungen reißen einfach nicht ab, wenn man nun schon wieder behauptet, eine Mehrheit der GDL-Mitglieder hätte gar nicht für den Streik gestimmt. Das hat mit Professionalität wenig zu tun und ist zugleich unseriöser Journalismus, den ich als Medienkonsument verabscheue. Ich möchte bitte sachlich informiert werden und nicht die persönlichen Sichtweisen einzelner Journalisten vermittelt bekommen! THOMAS HENSCHKE, Berlin

Hoffnung auf Generalstreik

■ betr.: „Die Ego-Lokomotive“, taz vom 21. 10. 14, „Der Herr der stählernen Dampfrösser“, taz vom 25. 10. 14

Ulrike Herrmann und auch Michael Ringel versuchen nicht wirklich, hinter den Erfolg der GDL und auch ihres jetzigen Vorsitzenden Weselsky zu schauen. Es ist schon eine Leistung, mit weniger als 10.000 Menschen die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt in großen Teilen (Automobilwirtschaft) zu behindern beziehungsweise lahmzulegen. Das macht mir Hoffnung auf einen erfolgreichen Generalstreik, wenn er demnächst mal anstehen sollte. Die Lokfahrergewerkschaft muss sich mit der lahmarschigen DGB-Mitgliedsgewerkschaft EVG an einen Tisch setzen, aber bis dahin ist sie Vorbild für viele aktive GewerkschafterInnen und macht Hoffnung.

RÜDIGER DEISSLER, Berlin

Wertkonservative Doppelmoral

■ betr.: „Rückenwind für Linkskurs auf Thüringer SPD-Parteitag“, taz vom 27. 10. 14

Albern die Kritik an Grünen und SPD wegen der angestrebten Koalition mit der Linken. Filbinger, Kiesinger, Schleyer waren Nazi-Richter, Nazi-Beamte oder SS-Soldaten und alle konnten in der CDU und Bundesrepublik Karriere machen. Aber wehe, es sitzt der ein oder andere Hinterbänkler der Linken mit komischen DDR-Ansichten in einem Landtag. Ramelow selbst ist doch gar nichts vorzuwerfen.

Diese wertkonservative Doppelmoral stinkt, und es ist an der Zeit, dass eine linksliberale Mehrheit dem endlich entgegentritt, und die Thüringer selbst sind ja auch mehrheitlich für diese Regierung. MARKUS MEISTER, Kassel

System der Abschreckung

■ betr.: „Flüchtlingsgipfel. Propaganda im Kanzleramt“, taz vom 25. 10. 14

In Deutschland herrscht im Bereich der Flüchtlingspolitik immer noch ein System der Abschreckung, das in Bayern besonders ausgeprägt war und wohl auch noch ist. Schließlich herrschte dort der Konsens, es den AsylbewerberInnen nicht zu angenehm zu machen, um sie so zur freiwilligen Rückkehr zu bewegen. In diesem Sinne wurden in der vergangenen Zeit immer mehr Flüchtlingsunterkünfte zurückgebaut. Das Problem, dass jetzt aufgrund des großen Ansturms von Flüchtlingen ein Notstand aufgetreten ist, ist also erst mal hausgemacht. Dazu kommt, dass die noch bestehenden Flüchtlingsunterkünfte aufgrund von Kosteneinsparungen oft in einem desolaten Zustand sind und die Einsparungen auch zu erschreckenden Personaldefiziten geführt haben. Dabei war durch die bereits seit Jahren bestehenden Kriegsereignisse im Vorderen Orient absehbar, dass in naher Zukunft der Flüchtlingsstrom auch vermehrt Deutschland erreichen würde.

Wichtig wäre ein generelles Umdenken in der Flüchtlingspolitik: den ankommenden Flüchtlingen mehr als nur eine notdürftige Unterkunft zu bieten, wozu auch eine Absicherung mit einer ausreichenden Krankenversicherung gehören. Schließlich wird die Mehrzahl der Flüchtlinge aufgrund der längerfristigen Kriegsereignisse in ihren Ländern nicht oder gar nicht in ihre Heimatländer zurückkehren können. Daher wäre es auch – mit Christian Jakob – wünschenswert, das restriktive Asylbewerberleistungsgesetz komplett zu streichen. In seinem Urteil zu den niedrigen Flüchtlingsleistungen hat das Bundesverfassungsgericht bereits 2012 befunden, dass die Menschenwürde „migrationspolitisch nicht zu relativieren“ sei. Es ist zu hoffen, dass in diesem Sinne der „Geist der Abschreckung“ langsam überwunden wird. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Katzen waren eher da

■ betr.: „Schießen und ab in den Gulasch“, taz vom 22. 10. 14

Ernsthaft besorgt muss man angesichts Ihrer Träumerei sein, Jäger seien ein Segen für die arme Wildschaft! Hier geht es einzig und allein um „Die Lust am Jagen“. Die Natur braucht keine Jäger – Katzen waren eher da! THOMAS DUBBERT, Brakel