Besitz erfreut mehr als Konsum

GELD Vermögende halten ihr Erspartes im Alter lieber zusammen, weil das ein Gefühl von Sicherheit und Unsterblichkeit gibt. Die Nachkommen sollten sich aber nicht in „Erbschaftsillusionen“ wiegen

BERLIN taz | Die fröhlichen 70-Jährigen, die ihr Vermögen auf teuren Kreuzfahrten verballern – diese Spezies ist eine Seltenheit. Das jedenfalls ergibt eine Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), das Vermögende im Alter zwischen 55 und 75 Jahren nach ihrem Konsumverhalten befragen ließ.

Viele Menschen geben zwar an, für die Alterssicherung zu sparen, um mit dem Geld die Rente oder Pension aufzubessern. Sind aber erst mal eine Immobilie und ein Vermögen auf der Bank zusammengekommen, dann „ist die Hemmschwelle sehr hoch, diesen Vermögensstock im Alter anzugreifen“, sagt Klaus Morgenstern, Vorsorgeexperte des Instituts, das ein Tochterunternehmen eines Banken- und Versicherungskonsortiums ist.

Die Sozialforscher befragten Leute, die über die regelmäßigen Einkünfte hinaus ein Anlagevermögen von mindestens 50.000 Euro und/oder noch eine Immobilie besaßen. „Das Vermögen ist das Gegengewicht gegen die unausgesprochenen, aber latent immer vorhandenen Bedrohungen des Alters“, heißt es in der Studie. Viele Befragten erklärten, ihr durchaus beträchtliches Vermögen sei ein „Notgroschen“ für Notfälle.

Eher werde eine teure Reise nicht gebucht, als dafür das Vermögen anzugreifen, so Morgenstern.

Die Befragten hatten allerdings selbst laufende Netto-Einkünfte von mindestens 2.000 Euro pro Person.

Der Pflegefall ist dabei „das entscheidende Risiko für das Vermögen“, so Morgenstern. Für einen dreijährigen Aufenthalt in einem Pflegeheim können rund 75.000 Euro an Selbstbeteiligung fällig werden. Das schmälert dann auch das Erbe.

Trotz der Ausgabedisziplin der Alten warnen Experten daher vor „Erbschaftsillusionen“ der Nachkommen. Wohlhabende werden immer älter, damit steigt das Pflegerisiko. Außerdem könnten Immobilien in den Jahren nach 2020 kaum noch im Wert steigen, wenn die Zahl der Haushalte und damit die Nachfrage nach Immobilien sinkt, warnte Reiner Braun, Vorstand des Beratungsunternehmens empirica in einem Interview mit dem Institut.

Rechnet man die 2 Prozent der höchsten Erbschaften heraus, betragen die Erbschaften in Deutschland im Schnitt rund 212.000 Euro, wobei es große Ost/West-Unterschiede gibt. Die Erbschaften müssten meist geteilt werden, bei drei Begünstigten bleiben nur 71.000 Euro pro Erbe übrig, rechnete Braun vor.

BARBARA DRIBBUSCH