Immer noch 3,8 Millionen Menschen ohne Job

Bundesagentur-Chef zeigt sich erfreut über Rückgang der Arbeitslosenzahl, muss aber Rechenfehler einräumen

NÜRNBERG ap/dpa ■ Die Arbeitslosenzahl ist auf den tiefsten Stand seit fünfeinhalb Jahren gefallen. Im Mai waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) 3,806 Millionen Arbeitslose registriert. Das waren 161.000 weniger als im April und 732.000 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl regulärer Vollzeitjobs lege durch die gute Konjunktur unvermindert zu, sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise am Donnerstag in Nürnberg.

Auch für den Rest des Jahres zeigte sich Weise zuversichtlich. Im Herbst sei ein Unterschreiten der Marke von 3,5 Millionen Arbeitslosen möglich: „Das dynamische Wirtschaftswachstum und die Frühjahrsbelebung lassen die Arbeitslosigkeit weiter sinken.“ Der Beschäftigungsanstieg setze sich ebenso fort wie die Zunahme offener Stellen. Niedriger war die Arbeitslosenzahl zuletzt im November 2001 mit knapp unter 3,8 Millionen.

Weise räumte allerdings ein, dass der BA beim Zählen der Arbeitslosen ein Fehler unterlaufen sei, ohne den nach seinen Worten die Arbeitslosenzahl im Mai um etwa 6.000 höher wäre.

Wegen einer Panne bei der Datenübertragung hat die Bundesagentur monatelang zu niedrige Arbeitslosenzahlen gemeldet. Dadurch gebe es beispielsweise in der Statistik vom Januar eine um 37.500 geringere Zahl von Erwerbslosen, so Weise. Die Differenz zwischen amtlicher Statistik und der tatsächlichen Arbeitslosenzahl habe sich aber in den darauf folgenden Monaten nach und nach verringert und betrage im Mai nur noch 6.000. Der Grund sei, dass viele der nicht erfassten Jobsucher inzwischen eine Stelle gefunden hätten. Weise betonte: „Die Differenz in der Arbeitslosenstatistik ändert aber nichts an unserer generellen Arbeitsmarkteinschätzung und dem Trend.“

Immer mehr Menschen fänden durch den Aufschwung eine Vollzeitstelle. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im März nach BA-Berechnungen bei 26,56 Millionen – 618.000 mehr als ein Jahr zuvor.

Auch die Arbeitslosengeld-II-Empfänger profitieren laut Weise von der kräftigen Konjunktur: Ihre Zahl nahm im Vergleich zum Vormonat um 46.600 ab.

Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) wertete die neuen Zahlen als Ansporn für weitere Anstrengungen, vor allem junge und ältere Arbeitslose in Arbeit zu bringen. „Der Mai war Tankstelle für alle, die jetzt mit noch größerem Tempo bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vorankommen wollen“, erklärte der Minister. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) erklärte, der Aufschwung komme mehr und mehr bei der Bevölkerung an. Die Einkommen stiegen und verstärkten den Aufschwung.

Kritik kam vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und von der Opposition. An den Langzeitarbeitslosen gehe der Aufschwung vorbei, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Grünen-Vizefraktionschefin Thea Dückert warf der Koalition Untätigkeit vor: „Die Bundesregierung tut im Moment nichts, außer sich zu sonnen.“