TJA, FREIMARKT (8): DEVOTSCHKA-CHANTAL BURGESS
: Arschkalter Herbstbastard

Einmal im Jahr ist Freimarkt – aber muss man darüber schreiben? Kommt auf die Perspektive an, beweist die taz.bremen-Serie.

Wir saßen am Alex Airport und überlegten, was wir mit dem Abend machen sollten, diesem arschkalten Herbstbastard, aber trocken. Du konntest den alten Bog und alle seine Engel und Heiligen bewundern, während dir der ganze Mozg oder Brägen in einem Feuerwerk von Lichtern explodierte. Oder du konntest Prosecco mit Messern drin pitschen, wie wir zu sagen pflegten, und das macht dich scharf und bereit für ein bisschen schmutziges Zwanzig-gegen-einen. Und das war, was wir an diesem Abend pitschten.

Unsere Taschen waren voll Deng, und unter dem Gesichtspunkt, noch mehr Strom zu krasten, wäre es nicht wirklich nötig gewesen, irgendeinen Veck zu tollschocken und ihn in seinem Blut schwimmen zu sehen oder bei irgendeiner Titsa das Ultrabrutale zu machen. Die kleine Tschelloveck-Babuschka neben mir war weit weg, mit glasigen Glotzies, und blubberte Slovos wie „Aristoteles wischi waschi arbeiten Ausflug Alpenveilchen werden verflixt gerissen.“

Sie war im anderen Land, völlig weg, und ich wusste, wie es war: Nachdem du die alte Blubbermoloko getrunken hast, hängst du so rum, und auf einmal hast du das Gefühl, dass alles um dich her irgendwie in der Vergangenheit sei. Du kannst es sehen, alles ganz klar – die Lichter, die Plastikbänke und die Malitschiks – aber das Ganze ist wie ein Haufen Kram, der mal da war, aber nicht mehr da ist. Und dann fangen die Lichter an zu bersten, und der Stiefel oder der Rock oder der Fingernagel, oder meinetwegen ein bisschen Schmutz am Hosenbein verwandelt sich in ein großes, großes Mesto, größer als die ganze Welt, und du bist gerade dabei, dem alten Bog oder Gott vorgestellt zu werden, wenn plötzlich alles vorbei ist.

Wir gingen weiter, in die große, bunte Freimarktnotschi, gingen zum Daemonium und fanden, was wir gesucht hatten, einen kleinen malenki Spaß, um in Stimmung zu kommen. Da war eine stari Schulmeisterdevotschka von einer Titsa, Brille auf und einen beschissenen Regenschirm unterm Arm und wir begannen, mit ihr herumzuspielen. Ich spendierte ihr die alte Stöckelsohle und gab ihr mit der beringten Faust eine in die Klappe, und da fing die alte Veck an zu stöhnen, und das Blut kam raus, meine Schwestern, richtig schön.

Wir nahmen ihren Schirm und sie zog wankend und heulend ab, denn es war wirklich kein zu harter Tollschock gewesen und dann zerknackten wir den Schirm und rizrazzten ihre Platties und übergaben sie den Winden und das war nur der Anfang des Abends. „Alsdann, o meine Schwestern“, sagte ich, „lasst fahren dahin.“ Und wir zogen weiter durch die luxige Notschi ins Schwarze des Black Hole.