LESERINNENBRIEFE
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Das ist lachhaft

■ betr.: „Was vor die Flinte kommt“, „Schießen und ab in den Gulasch“, taz vom 21./22. 10. 14

Beide (Klaudia Hugenberg, Heiko Werning) verschweigen, dass bei uns vorrangig die überbordende Population von Eichhörnchen und Elstern den Singvögeln zusetzt und anstelle der Katzen das wirklich relevante Problem geworden sind. Und ganz ärgerlich ist die völlig falsche Darstellung, Katzen würden massenhaft Frösche, Lurche und Reptilien vertilgen. Das ist lachhaft und ich empfehle Heiko Werning mal zu beobachten, was passiert, wenn einer Mieze ein Frosch, eine Kröte oder dergleichen vorgesetzt wird. Die Behauptung, die Hauskatzen hätten ganze Tierarten auf dem Gewissen, ist so falsch wie effekthaschend, und seine von offensichtlichem Hass auf das Tier Katze geprägte Sprache ist unerträglich und hatte die Plattform in der taz eigentlich nicht verdient. HARALD ROEHDER, Iserlohn

Stellung beziehen

■ betr.: „Muslim beleidigt, weil Koran zitiert wird“ von Deniz Yücel, taz vom 28. 10. 14

Zu einer Zeit, in der die IS-Milizen auf grausamste und menschenverachtendste Art und Weise im Namen des Islams wüten, in der beinahe tagtäglich die neue Dimension des Terrors auch von Dschihadisten in deutschen Städten propagiert und gepredigt wird, in der selbst Experten und Islamwissenschaftler über die fundamentalistische oder nicht fundamentalistische Lesart und Exegese des Korans und der Sunna streiten, sieht sich der Muslim Erhat Toka dazu aufgerufen, Anzeige wegen Religionsbeleidigung zu erstatten. Gegen Dieter Nuhr, einem der wenigen deutschen Kabarettisten und Comedians, dem man zum einen durchweg niveauvolle Satire und Ironie attestieren und zum anderen dergleichen spitze und hämische Bemerkungen zum Beispiel über die katholische Kirche und den Papst nachsagen kann.

Hat Erhat Toka genauso „laut“ und deutlich Stellung bezogen gegenüber denen, die gerade in den letzten Wochen mit aufwiegelnden Worten und brutalsten Taten für Tod, Elend und Vertreibung in Syrien und im Irak und zweifellos für ein Ansteigen der Islamo- und Xenophobie – nicht nur in Deutschland –, gesorgt haben? Überdies, ich traue der großen Mehrheit in unserem Land, ob nun Mit-, Anders- oder Nichtgläubige, zu, zwischen dem Islam und dem IS, zwischen Wahrheit und Satire unterscheiden zu können. Einen Menschen zu akzeptieren und zu respektieren ist zuallererst eine Frage der humanistischen Bildung und zivilen Urteilsfähigkeit. Weil mir die Werte und Normen des Grundgesetzes, die darin verankerte freiheitlich-demokratische Grundordnung, die demokratische Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit sehr wichtig sind, und weil ich Glaube und Religion als jederfraus/ jedermanns Privatsache begreife. MATTHIAS BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Gefährliche Terrorgruppen

■ betr.: „Schlagende Verbindung“, taz vom 28. 10. 14

Die Hooligan-Demo gegen Salafisten zeigt nur, dass es mindestens genauso viele Tausende gewaltbereite Rechtsextreme gibt wie radikale Islamisten. Dass die Islamisten jetzt so in Medien, Bevölkerung und Staat im Mittelpunkt stehen, mag verständlich sein, wir sollten aber nicht vergessen, dass alle diese Terrorgruppen gefährlich sind und gerade junge Männer dafür anfällig sind. Gefährlich sind sie alle gleich, egal welchen Grund sie für ihre Gewaltgeilheit als Alibi vorschieben. MARKUS MEISTER, Kassel

Unfähig zur Umsetzung?

■ betr.: „Wir sind demokratischer als gedacht“, taz vom 18. 10. 14

Isolde Charim erklärt, wie wir uns unbewusst verändern, und dabei auch noch demokratischer sind als gedacht. Wie viel daran ist Charim, wie viel Blühdorn? Danke für die Anregung.

Sie schreibt aber auch: „Und postdemokratisch ist dieses Subjekt, weil es mit seinen Ansprüchen nur seine Identität bestätigt, ohne tatsächlich Veränderungen zu bewirken.“ Das erschüttert. Sollten wir unfähig zur Umsetzung gemeinsamer Überzeugungen sein? Diese Frage wird brisant durch die Besprechung Karin Duves Buch von Peter Unfried. Duve muss „Warum die Sache schief geht“ schreiben, weil sie begreift, kein Thema ist 2014 akuter als der Klimawandel und seine Konsequenzen.

Wir, das neue Subjekt mit unserer reduzierten Identität, dem „freigewordenen Ort der Macht“, müssten doch fähig werden, die anstehenden Veränderungen zu bewirken. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Die verharmloste Gefahr

■ betr.: „Aktenzeichen Super-GAU“, taz vom 25. 10. 14

Die Gefahren durch Atomunfälle werden seit Jahren verharmlost! Was sind schon Entfernungen von 200 oder 300 Kilometer? Je nach meteorologischen Bedingungen würde sich die Radioaktivität innerhalb von ein bis zwei Stunden nach Berlin ausbreiten, kaum genügend Zeit um die Bevölkerung zu warnen, geschweige denn effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Selbst im Falle einer 100 Prozent funktionierenden Verwaltung (die es nicht gibt!) müsste mit erheblichen Beeinträchtigungen und womöglich vielen Todesfällen gerechnet werden. Da das Strahlenschutzwissen der Bevölkerung gering ist, wäre auch bei Warnungen über die sozialen Netzwerke ein „Selbstschutz“ kaum möglich. CHRISTIAN LUKNER, Bonn