Marsch auf Berlin

HOOLS Etablierte Islamfeinde suchen Anschluss an die militanten Rechten und gratulieren ihnen

„Das islamkritische Spektrum muss Farbe bekennen“

MARKUS BEISICHT, PRO NRW

KÖLN taz | Während die Kölner Polizei mit den Nacharbeiten der Hooligan- und Nazi-Krawalle am vergangenen Sonntag beschäftigt ist, werden bereits die nächsten Aufmärsche vorbereitet. Die „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa), die nach Köln mobilisiert hatten, rufen zu Kundgebungen in Berlin und Hamburg auf.

Am Sonntag hatten sich mehr als 4.000 Rechtsextreme mit der Polizei Straßenschlachten geliefert. Dabei waren 49 Beamte und eine Passantin verletzt worden. Die Kölner Polizei hat eine 25-köpfige Ermittlungsgruppe eingesetzt, die das aufgenommene Material auswertet. Sie hat bereits Dutzende Strafanzeigen gestellt. Nach Angaben eines Polizeisprechers werden wohl noch etliche hinzukommen.

Die Kölner Ereignisse haben der „HoGeSa“-Bewegung den befürchteten Schub gegeben. Im Internet feiern Sympathisanten das Geschehen. Außerdem kursieren Aufrufe für weitere Aufmärsche, etwa am 9. November in Berlin. Diese Kundgebung ist aber noch nicht angemeldet. Für die Hauptstadt angemeldet ist jedoch eine Demonstration am 15. November am Brandenburger Tor. Der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) prüft ein Verbot. Für denselben Tag ist auch für Hamburg eine Kundgebung angekündigt.

Islamfeindliche Rechte suchen den Brückenschlag zu den braunen Fußballfans. „HoGeSa, wir sind stolz auf Euch!“, schreibt der Blog Political Incorrect. Der vergangene Sonntag werde in die Geschichte eingehen als das „Wunder von Köln“. Für das ehemalige K-Gruppen-Mitglied und den heutigen Rechtsaußenpublizisten Jürgen Elsässer zeigt der Kölner Aufmarsch, dass es in der Bevölkerung immer noch einen starken Selbstverteidigungsreflex gebe. „Das ist die patriotische Antifa!“, erklärt Elsässer. Mit ihr würde er gerne am 9. November in Berlin demonstrieren.

Die extrem rechte Partei Pro NRW streitet dagegen über die Demonstration. Der stellvertretende Vorsitzende Dominik Roeseler hatte sie angemeldet und war an vorderster Front dabei. Das konterkariert das Bemühen der Pro-Bewegung um ein seriöses Image. „Das islamkritische Spektrum muss nunmehr Farbe bekennen und sich ganz entschieden von jeder Form der Gewalt distanzieren“, sagt der Landesvorsitzende Markus Beisicht.

Pro NRW will nunmehr über Konsequenzen beraten. Mit der Frage, ob Roeseler Funktionär bleibt, ist auch die Richtungsentscheidung verbunden, ob sich die Organisation auf die militante Szene zubewegt.

ANJA KRÜGER