ORTSTERMIN: MIT DER GARTENSCHAU-BARKASSE NACH WILHELMSBURG
: Kaffeefahrt mit Fernsehgärtner

John Langley sitzt am vertäfelten Barkassentisch, vor ihm ein Haufen Ausdrucke von Fotos und Visualisierungen

Die Barkasse passiert die Elbphilharmonie, und John Langley, bekannt als der Fernsehgärtner aus dem NDR, zeigt Flagge: „Die Meinungen über dieses Gebäude mögen geteilt sein. Manche Leute denken, da sei viel Geld reingeflossen. Andererseits braucht Hamburg ein Wahrzeichen. Aber ich, ich würde am liebsten für ein grünes Hamburg werben, für den Ohlsdorfer Friedhof, für Planten und Blomen, für die Vier- und Marschlande.“

Mittlerweile turnen die vielmals grauhaarigen Gäste auf der Barkasse herum, in Bergedorf war man noch ruhig am frühstücken gewesen. Ein älterer Herr fängt Herrn Langley ab, seinen John: Wie verhält es sich denn nun mit der Rosa Rugosa, der allgemeinen Wildrose?

Die Barkasse ist im Namen der Internationalen Gartenschau unterwegs, insgesamt vier Mal will die Bergedorfer Schifffahrtslinie dieses Jahr die Fahrt von Bergedorf nach Wilhelmsburg unternehmen, und zwar mit: John Langley. Dem 62-jährigen Langley fehlt es nicht an der Einsicht, dass er vielleicht als Marketing Maskottchen der für 2013 Wilhelmsburg geplanten Gartenschau genutzt wird. Aber dies tut seiner Begeisterung für das Projekt keinen Abbruch. „Menschen brauchen Grün. Sie brauchen Natur. Und außerdem wird mit der Gartenschau Wilhelmsburg wieder an Hamburg angebunden.“ Dann spricht er weiter über das Hybridhaus, das sein Büro beheimatet, über Facebook als effektives – leider von der Gartenschau verschmähtes – Marketingtool und über den just in Wilhelmsburg eingeweihten gemeinsamen Brunnen der Religionen, der sich der Symbolik von Wasser als verbindendem Element zwischen den fünf Weltreligionen bedient.

Langley sitzt am vertäfelten Barkassentisch, vor ihm ein Haufen Ausdrucke von Fotos und Visualisierungen der Gartenschau, die einen lassen sich von den anderen kaum unterscheiden. Eines dieser Fotos zeigt den Brunnen der Weltreligionen.

Inzwischen fährt man an den beschaulichen Ufern Wilhelmsburgs entlang, es wird gestaunt und geraunt, wie schön es hier doch sei, Bäume neigen sich in das saubere Wasser, Seerosen bieten Teichhuhnfamilien Aussichtspunkte und Raststätten.

Frau Schmidt, geboren in Wilhelmsburg und vor 15 Jahren fortgezogen, erkennt eifrig die Umgebung wieder. Das mit der Gartenschau empfinde sie durchaus auch mit Entsetzen, sagt sie. Nicht nur der Vandalismus, der zur Schließung des im Bau befindlichen Parks geführt habe, entsetzt sie, sondern auch, dass man den Wilhelmsburgern die Schrebergärten an der Wilhelmsburger Reichsstraße einfach weggenommen hat. „Warum soll man denn so schöne Gärten, die es ja schon gibt, wieder kaputt machen für eine Gartenschau?“

An den Ufern zwei Angler, ein Pärchen, sie trägt Bikini. An einem Kaffeetisch in der Barkasse machen zwei Vierländer Rentner Gärtner John auf sie aufmerksam. Auf der Wiese liegt ein Mann wie tot. Die meisten Menschen an den Ufern interessiert die kleine Barkasse mit Rentnern nicht, von der aus man die schönen Flusswindungen Wilhelmsburgs sehen kann. Bis John Langley sich seitlich zur Barkasse heraushängt. Familiär wird ihm zugewunken.

REBECCA CLARE SANGER