LESERINNENBRIEFE
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Ohne letzte Konsequenz

■ betr.: „Trittins Triumph“ u. a., taz vom 27. 6. 11

Der Atomausstieg ist ein faules Beschwichtigungszugeständnis ohne die notwendige letzte Konsequenz: Eine Zustimmung zu diesem nur teilweisen Ausstieg übergeht die Tatsache, dass Deutschland im weltweiten Nuklearkreislauf auch über die Wiederaufbereitung eine zentrale Rolle spielt, die nicht nur mit „Dienstleistungen“ für Atomkraftwerke wichtig ist, sondern auch für die Atomwaffenproduktion, die ja ein Kollateralprodukt der sogenannten friedlichen Nutzung darstellt.

Wir dürfen uns nicht mit halben (Schein-)Lösungen abspeisen lassen, wenn es uns wirklich ernst damit ist, die nukleare Geißel von der Menschheit abzuschütteln. Wir müssen einen Komplettausstieg fordern. Jeder Tag, an dem wir durch Halbheiten von einem wirklichen Ausstieg abgebracht werden, heißt, dass die Menschheit Zeit verliert, da immer noch Zeitbomben die Lebensbedingungen auf dem Planeten Erde gefährden, die abgeschaltet gehören. Und das nicht irgendwann, sondern, wie auch im Falle der Aufarbeitung, sofort.

BERNHARD TRAUTVETTER, Essen

Wenn Grüne regieren

■ betr.: „Atomkraft – sind die Grünen zu weich?“,sonntaz vom 26. 6. 11

Ich kann die momentane Aufregung im Lager der Grünen nicht verstehen. Ein Ausstieg bis 2022 bedeutet elf Jahre, in denen Aussteigen möglich ist. Dies bedeutet auch, dass, wenn die Grünen in der nächsten Legislaturperiode am Regieren sind, ein Ausstieg auch schon zum Beispiel 2015 möglich ist. MATHIAS RAQUET, Berlin

Was wird aus dieser Partei?

■ betr.: „Trittins Triumph“, taz vom 27. 6. 11

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es bei den Positionen zur Zustimmung des Leitantrags des schwarz-gelben Atomausstiegs nicht vorrangig um eine Sachentscheidung ging, sondern um den zukünftig gewollten und zu befürchtenden Weg der Mehrheit der Grünen. Es scheint, dass das „Dabeiseinwollen“ in der Welt „deutsche grüne Signale setzen“, Wähler/innen-Stimmen für 2013 gewinnen, Trittin vielleicht als Kanzlerkandidaten und so weiter stärker ist als der Versuch, weiterhin täglich glaubhafte grüne Politik zu versuchen!

Wohin werden die Grünen in den nächsten Jahren noch wandern „dank“ ihrer Partizipation an der Macht, der Beliebtheit in „Volkes Mitte“ – und vor allem, auf ihrem Weg genau dorthin?! Wie viele ihrer Inhalte und Positionen werden verwässert werden müssen auf diesem Weg?!

„Die Welt“ weiß sehr genau, dass es ohne die Anti-AKW-Bewegung und die Grünen in den letzten 30 Jahren keinen Atomausstieg heute geben könnte! Dafür müssen die Grünen keine grün-schwarz-gelben Koalitionen schmieden! Der Sache diente diese Zustimmung nicht! Dem weiteren Weg hin zur Macht sehr wohl! Was nur wird eines Tages aus dieser Partei ohne die unverzichtbare Stimme Ströbeles? Ich baue auf Lammers & Co. und die jungen kritischen Grünen! Ebenso auf eine wieder stärker werdende außerparlamentarische Bewegung neben und gegen die zunehmenden „Über-20-Prozent-Macht-Grünen“ der nächsten Jahre! KATHY CZAJA, Düsseldorf