Fußball grenzenlos

Dem holländischen Erstligaklub VVV aus Venlo wird das Stadion zu eng. Der Borussia-Park wäre eine Option

VENLO taz ■ Nie mehr zweite Liga, heißt es beim frisch gebackenen Aufsteiger VVV aus Venlo. 13 Jahre hat der Traditionsklub aus der grenznahen Stadt dieses Mal für den Wiederaufstieg in Hollands „Eredivisie“ gebraucht. Seit Mitte der 70er Jahre ging es wie im Fahrstuhl auf und ab für den 1903 gegründeten Fußballklub. Dieses Mal soll der Aufstieg, den sich VVV als Zweitplatzierter der 1. Division erstritten hat, von Dauer sein. Das allerdings bringt den Verein zunächst einmal in ein Dilemma, das die wenigsten Klubs in den Profiligen hierzulande kennen: VVV bekommt in der Saison 2007/2008 ein Platzproblem. Und dieses will die Vereinsführung womöglich jenseits der Grenze lösen.

Seit dem Umbau der Spielstätte „De Koel“ im Jahre 2004 fasst das Venloer Stadion am ehemaligen Grenzübergang Schwanenhaus statt der ursprünglichen 25.000 nur noch knapp 6.000 Zuschauer. Und weil eine in Venlo geplante Multifunktionsarena frühestens 2010 fertig sein dürfte, kann sich Hai Berden, der Vorsitzende von VVV, durchaus vorstellen, attraktive Heimspiele statt in Venlo im benachbarten Borussia-Park in Mönchengladbach auszutragen. „Schon in den vergangenen Jahren hatten wir im Schnitt 5.000 Zuschauer, für die nächste Saison in der höchsten Klasse erwarte ich bei jedem Spiel volles Haus“, sagt Berden, nach dessen Logistikunternehmen die Venloer Spielstätte seit 2005 den Namen „Seacon Stadion De Koel“ trägt. „Wenn demnächst Topvereine wie Ajax, PSV oder Feyenoord zu Gast sind, wäre die Arena in Mönchengladbach eine echte Alternative“, schwärmt Berden. „Das sind über die A 61 doch nur gut 20 Kilometer von hier, und eine Grenze gibt es doch ohnehin längst nicht mehr.“

Einen Borussen hätte der Venloer Klub in dem Fall schon mal als Fan auf seiner Seite: Jos Luhukay, den heutigen Trainer der Gladbacher, die in der kommenden Saison zweitklassig spielen müssen. Der 43-Jährige, der noch heute in Venlo lebt, begann seine Fußballerkarriere mit 15 bei VVV, spielte dort elf Jahre in der Mittelfeldposition, bevor er 1998 in Straelen am Niederrhein als Fußballlehrer tätig wurde.

Ob er sich vorstellen könne, Jos Luhukay eines Tages als Trainer heimzuholen? „Wir haben mit unserem jetzigen Trainer André Wetzel, der in seiner ersten Saison mit VVV gleich sehr erfolgreich war, einen Vierjahresvertrag“, sagt Klubchef Hai Berden. „Aber Jos ist noch jung und wir verfolgen seine Entwicklung sehr genau.“ In Kontakt sei man ohnehin regelmäßig, da Luhukay an freien Tagen schon mal die Fortschritte seines 15-jährigen Sohnes beim Training der VVV-Amateure verfolge.

Der Klub aus Venlo will sich nach den Worten seines Vorsitzenden in den nächsten Wochen mit sechs, sieben Spielern verstärken, die bereits auf höchstem Niveau gekickt haben. „Wenn wir uns in der Ehrendivision halten wollen, müssen wir uns bei den Neuverpflichtungen auf Spieler fokussieren, die zu unserer Spielkultur passen“, sagt Berden. „VVV spielt seit Jahren aggressiven Kombinationsfußball, immer nach vorne orientiert.“ Die Neuen dürften auch was kosten. Wirtschaftlich stehe der Klub solide dar, sagt Klubchef Berden. Allerdings werde der Verein, um im oberen Drittel der höchsten niederländischen Fußballklasse mithalten zu können, das jährliche Budget von derzeit vier Millionen Euro mittelfristig auf 15 Millionen Euro steigern müssen. Da sieht der Geschäftsmann kein Problem. Eine ganze Reihe potenter Sponsoren glaubt er bereits in unmittelbarer Nachbarschaft seiner eigenen Firma Seacon auf dem Gelände des „Tradeport West“ ausgemacht zu haben. HENK RAIJER