Brauchen wir mehr Moscheen?

Nicht nur Rechtsextreme wenden sich gegen den Bau großer und zentral gelegener Moscheen wie derzeit in Köln. Ist es minderheitenfeindlich, wenn etwa Schriftsteller Ralph Giordano zum Baustopp aufruft? Haben Muslime ein Recht auf repräsentative Gotteshäuser?

FARUK SEN, 59, ist Leiter des Zentrums für Türkeistudien in Essen. Zu den Auftraggebern seiner Studien über die soziale und wirtschaftlicheLage von Migranten gehört auch die Bundesregierung. Der Betriebswirt und SPD-Genosse ist ein Verfechter des säkularen Staates. Er würde Kinder niemals von einer Frau mit Kopftuch unterrichten lassen, sagte er 2005 im taz nrw-Interview.

JA

Die Religionsfreiheit, die auch die Freiheit der Religionsausübung beinhaltet, ist ein Grundrecht der Bundesrepublik Deutschland. Ich habe kein Verständnis dafür, dass dieses Grundrecht einer Minderheit von immerhin 3,3 Millionen Menschen verweigert wird. Als Demokrat muss man meiner Meinung nach für den Bau weiterer Moscheen sein.

Einerseits wird den Muslimen immer vorgeworfen, ihre Religion stünde nicht im Einklang mit dem Grundgesetz. Muslime werden unter den Generalverdacht der Verfassungsfeindlichkeit gestellt, müssen ständig das Gegenteil beweisen. Andererseits verwehrt man ihnen ein wesentliches Grundrecht. So kann Integration nicht funktionieren.

Muslime leben seit 46 Jahren in Deutschland. Sie werden dauerhaft ein Bestandteil der Gesellschaft sein. Doch werden sie nicht als solche akzeptiert, obwohl sie die drittgrößte Religionsgemeinschaft in Deutschland sind. Die deutsche Gesellschaft fordert von ihnen Anpassung und Integration, ist aber offenbar nicht bereit, ihnen wenigsten Raum zur Ausübung ihrer Religion bereitzustellen.

In Deutschland gibt es rund 3.200 Hinterhofmoscheen, aber nur 81 frei stehende Moscheebauten. Der türkische Dachverband DITIB hat jahrelang mit der Landesregierung und der zuständigen Administration über den Bau der Moschee in Köln, wo 130.000 Muslime leben, verhandelt. Nun hat man dem Bau zugestimmt – als Zeichen der Toleranz, und nicht etwa, weil man selbstverständlichen Grundrechten Geltung verschaffen möchte.

Die Kölner Moschee ist die erste in Deutschland, die in einem Stadtzentrum errichtet wird und nicht in einem abgelegenen, „ethnisch verdichteten“ Stadtteil oder Industriegebiet. Diese zentrale Lage ist es, die Gegnern ein Dorn im Auge ist.

Was wäre die Alternative? Weiterhin nur Hinterhofmoscheen, unsichtbar für die Mehrheitsgesellschaft und abgeschottet? Integration, zu der die Muslime immer wieder aufgefordert werden, kann nur dann stattfinden, wenn auch die Mehrheitsgesellschaft das Miteinander fördert, und nicht nur die Minderheiten am Rande der Gesellschaft toleriert.

In Mannheim gibt es seit 14 Jahren eine Moschee mit einem Kulturzentrum. Auch hier mussten erhebliche Widerstände überwunden werden. Inzwischen gilt die Moschee in Mannheim als Symbol für gelungene Integration. Voraussetzung hierfür war und ist die Bereitschaft aller Verantwortlichen, aufeinander zuzugehen, zugleich aber auch, die Muslime und ihre Institution als Partner zu akzeptieren und sie nicht als Gegner zu sehen. Auch in Köln kann dies gelingen – wenn der Wille auf beiden Seiten vorhanden ist.

FARUK SEN

NEIN

Der Islam ist nicht nur eine Religion, sondern eine gesellschaftliche Grundordnung und der Koran ist ein verfassungswidriges Gesetzbuch. Das Prinzip der Gleichheit und Religionsfreiheit gilt im Islam nicht. Frauen sind zweitklassige Gläubige, sie beten hinter einem Vorhang. Nicht nur deshalb bin ich gegen den Bau weiterer Moscheen.

Zwingende religiöse Gründe für den Bau von repräsentativen Moscheen gibt es nicht: Das Massen-Freitagsbeten kann in jedem Saal, jedem Bürgerzentrum stattfinden.Wozu also der Bau? Er dient der Machtdemonstration. DITIB, Bauherr der Kölner Moschee, ist außerdem keine Initiative von Migranten und Migrantinnen, die beten wollen, sondern der verlängerte Arm des türkischen Staates.

DITIB setzt Imame aus der Türkei ein, die weder Deutsch können, noch die hiesige Gesellschaft kennen. Sie halten die Kinder dazu an, arabische Koranverse zu repetieren, welche sie mangels Sprachkenntnissen gar nicht verstehen. In der Migrationsgeschichte kamen von Moscheen nie Integrationsangebote, sondern islamischer Gemeinschaftssinn, Frauenerniedrigung, indoktrinierte Kinder und patriarchale Traditionen.

ARZU TOKER, 55, ist stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime. Die gelernte Näherin kam 1974 nach Deutschland, weil sie nicht wie viele ihrer Freundinnen „als Hausfrau enden“ wollte. Sie arbeitet heute als Autorin und Journalistin, unter anderem auch für die taz. 1992 erhielt die Wahlkölnerin den Abdi-Ipekçi-Preis für ihr griechisch-deutsch-türkisches Lesebuch „Kalimerhaba“.

Die Moscheen dienen eher dem Freitagsgebet und dem Treffen der Männer: sie tauschen sich dort aus, machen Geschäfte. So ergaunerte die Firma Yimpas in Deutschlands Moscheen fünf Milliarden Euro Ersparnisse der Migranten. Ein Gesprächspartner des Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble (CDU) vom Islamrat war in die Sache involviert.

Ein wichtiger Bestandteil der europäischen Kultur ist die Aufklärung, von dem der Islam bisher verschont blieb. Islamisten haben ihre Geschichte nie kritisch beleuchtet. Die Aufstände gegen die Moderne in der Türkei gingen stets nach dem Freitagsgebet mit „Allah“-Schreien von Moscheen aus. Die Scharia, das islamische Recht wurde in der Türkei 1923 gewaltsam abgeschafft, die Vielweiberei, Verschleierung, Kindesverheiratung verboten.

Ahnungslose Bürger, die beten gehen, werden instrumentalisiert, um dieses Recht hier einzuführen. Die falsche Migrationspolitik treibt junge Menschen zur Identifikation mit dem Islam. Überfälle, wie einst Mohammed sie machte, gibt es nicht mehr. Aber die Muslime haben die heimliche Keule des Bombenattentats. Der Bau von Moscheen wird diese Keule nicht zu Brennholz machen. Die Förderung von Moscheebauten, um das Integrationsdefizit zu beseitigen oder eventuelle Bombenattentäter zu stoppen, kann nach hinten los gehen. Deshalb: Wir brauchen Bildungseinrichtungen. Und freie Bürger und keine sich niederwerfenden Untertanen.

ARZU TOKER